Weihnachten und Corona: 5 Tipps für ein Fest ohne Diskussionen und Eskalation

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Weihnachten und Corona? Weihnachten ist das Fest der Feste und für viele von uns der Höhepunkt des Jahres. Nicht nur Kinder freuen sich das ganze Jahr über auf den besonderen Moment, wenn am Weihnachtsbaum die Lichter angezündet werden. Die Familie trifft sich zum Essen und spätestens nach dem Smalltalk kommen auch die heiklen Themen aufs Gesprächstablett. Nicht erst seit der Corona Pandemie sind Familienfeiern, wie zu Weihnachten ein heikler Brennpunkt, wo politisiert und gesellschaftlich abgerechnet wird. Dazu kommt, dass wir seit Anfang 2020 scheinbar alle zu „Hobby-Virulogen“ geworden sind und jeder wen kennt, der wen kennt…….

Ich habe mit der Psychotherapeutin Mag. Ann-Christine Stuttner gesprochen: Sie begleitet aktuell viele Familien und Kinder, denen es aufgrund der Pandemie sehr schlecht geht. Im Gespräch ist mir noch bewusster geworden, wie wichtig es ist, Lösungen FÜR unsere Kinder zu finden: gesamtgesellschaftlich und natürlich im engsten eigenen Familienkreis. Wir haben täglich die Wahl, wie wir mit bad news und Gegebenheiten umgehen.

5 Tipps für die Vermeidung von Eskalation zu Weihnachten

Aufregung, Anspannung, ungewohnt viele Menschen und ebenso viele Meinungen und Erfahrungen machen Familienfeiern zu einem emotionalen Pulverfass. In Krisenzeiten, wo jeder Mensch seine eigene Strategie entwickelt hat, damit umzugehen, ist es noch brisanter. Mit ein paar Tipps kann es für Familien möglich werden, auch heuer ein schönes, geruhsames Fest der Liebe zu feiern, statt sich in Diskussionen und Rechtfertigungen zu verstricken, aus denen es keinen Ausweg gibt.

  • Klarheit in der Kommunikation
  • Feste aufteilen
  • Fokus auf die Kinder
  • Kinder sollen feiern dürfen
  • Sich selbst stärken als Eltern

Klarheit in der Kommunikation

Damit die Unterhaltung eine angenehme Konversation und ein wertschätzender Austausch bleibt, gibt es Regeln für die Kommunikation. Die Psychotherapeutin empfiehlt: „Am besten mit allen Familienmitgliedern und Festgästen vorab klären, dass Corona, Impfstatus oder sonstige Meinungen an dem Tag nicht besprochen werden.“ Dadurch werden nicht nur hitzige, hochemotionale Diskussionen und ein untergriffiger Schlagabtausch vermieden, sondern auch die häufig daraus resultierenden Schuldzuweisungen und der zermürbende Rechtfertigungsdruck. Dieser Tag oder das Fest darf coronafrei bleiben und alle Nachrichten, Mutmassungen und persönliche Meinungen bleiben außen vor.

Strategie für den Abend

Wenn der Alkohol fließt und die Zunge locker wird, hilft nur ein harter Themenwechsel. Bitte keine Beschwichtigungs- oder Erklärungsversuche, nicht auf Diskussionen einsteigen und aus der Situation „gehen“. Da ist ein echter Raumwechsel hilfreich, etwas aus der Küche holen beispielsweise oder sich um die leeren Gläser kümmern oder ein kurzer Toilettenbesuch macht einen Cut im Gespräch möglich. Auch „Heute ist Corona kein Thema.“

Weihnachten und Corona: Feste aufteilen

Wenn es nicht möglich ist, vor ab Kommunikationsregeln aufzustellen, die auch beachtet werden, ist eine weitere Option, die Feste und Feiern aufzuteilen. Unverständnis innerhalb von (großen) Familien für persönliche Entscheidungen, etwa pro oder contra Impfung, einzelner Personen ist weniger problematisch, wenn sich an einem Tag nur ein Teil der Familie zum Feiern trifft und andere Personen sich an anderen Tagen sehen. Die Familienfeiern zu staffeln bringt auch noch andere Vorteile, unter anderem weniger Aufregung für die ohnehin angespannten Kinder und weniger Stress und Aufwand in der Vorbereitung.

Fokus auf die Kinder

„Behalten wir den Fokus auf die Kinder, denn unseren Kindern in Anbetracht der Umstände das schönstmögliche Weihnachten zu ermöglichen, ist unsere wichtigste Aufgabe.“ bekräftigt Mag. Ann-Christine Stuttner, Systemische Psychotherapeutin. Die Jüngsten tragen so unverhältnismässig viel Last in den letzten Monaten, da ist das Mindeste, das wir ihnen bieten können, ein sorgenfreies und entspanntes Weihnachtsfest.

Große Kinder und junge Jugendliche sind besonders hart getroffen. Die mangelnden sozialen Kontakte sind mitunter ein Grund, warum es Kindern und Jugendlichen heuer extrem schlecht geht, viele junge Menschen haben resigniert und sind ernsthaft gefährdet. Vielleicht gelingt es während der Ferien, entspannte Momente und mehr Verbundenheit zu schaffen.

„Behalten wir den Fokus auf die Kinder.“

Mag. Ann-Christine Stuttner

Auch wenn es vielen von uns inzwischen schwer fällt, sich auf eine Feier zu freuen: Das ist einmal mehr ein Grund, uns von den leuchtenden Kinderaugen einfach mitnehmen zu lassen.

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Kinder sollen einfach feiern dürfen, trotz Weihnachten und Corona

Scheinbar banale Gründe können aufgrund blank liegender Nerven zu ausgewachsenen Dramen führen. Darauf sollten wir gefasst sein. Das „falsche“ Geschenk oder eine andere Farbe, als erwartet, können einen Sturm der Emotionen heraufbeschwören, das kennen wir Eltern alle. Und heuer sind auch wir Erwachsene noch dünnhäutiger als sonst, umso wichtiger ist es, sich gut zu wappnen. Es darf leicht gehen: Weniger Aufwand beim Familienessen, weniger Tischdeko oder den Zeitplan so anzupassen, dass es für die Kinder passt und nicht umgekehrt. Wer sich vom Erwartungs- und Zeitdruck befreien kann, gewinnt in jeder Hinsicht.

Sich selbst stärken als Eltern

Die steigende Nervosität, die schwelende Angst vor der unsichtbaren Gefahr und das latente Gefühl der Hilflosigkeit sind lähmend. Die wichtigste Aufgabe als Eltern besteht darin, unsere Kinder auf ein Leben vorzubereiten und in ein erfülltes Leben zu begleiten, auch wenn es nicht immer eitel Wonne gibt. Das fällt zunehmend schwerer, wenn uns selbst die Perspektive fehlt und die Angst in unterschiedlichen Ausprägungsstufen ein ständiger Begleiter ist.

Sich Hilfe zu suchen ist immens wichtig, was auch die Psychotherapeutin bekräftigt. Wir Eltern brauchen ein Sprachrohr, das uns ermöglicht, Druck abzulassen, Sorgen und Ängste ausserhalb der Familie in einem geschützten Bereich auszusprechen und so persönlich gestärkt den Kindern Halt zu bieten. Wir können an der Situation an sich nichts ändern, wir können sie nur annehmen, wie sie ist.

Ändern wir den Blickwinkel – für unsere Kinder

Der wichtigste Ansatz dahinter ist, dass wir Erwachsenen die Pandemie komplett anders wahrnehmen, als unsere Kinder. Die Kinder haben durch den Schock, plötzlich ihre Freunde nicht mehr sehen zu können und die dauernde Unsicherheit wann und ob die Schule wieder öffnet und unter welchen Bedingungen der Unterricht stattfinden kann, eine echte Panik entwickelt.

Jüngere Kinder sind inzwischen ein Drittel oder die Hälfte ihres Lebens damit konfrontiert, vor anderen Menschen Angst zu haben und intuitiv auf Abstand zu gehen. Kleinkinder kennen uns kaum ohne Maske ….. Für uns Erwachsene sind einenhalb oder zwei Jahre eine lange Zeit, aber wir können das besser abschätzen und hatten schon Jahrzehnte ohne vergleichbare Krisen. Für einige von uns Großen waren die letzten Monate sogar eine willkommene „down-to-earth“-Erfahrung und wir genießen es, nicht mehr so viel unterwegs zu sein, oder keine Pendler-Strecke mehr zurücklegen zu müssen.

Aber unseren Kindern wurde der Boden unter den Füßen weggezogen: Sie verbrachten mindestens fünf oder mehr Stunden täglich im Kreise ihrer Freunde und plötzlich durften sie diese wichtigen Menschen nicht mehr sehen. Dann wurden zwar die Schulen wieder geöffnet, aber die Angst, selber der oder die „Positive“ zu sein oder wieder eine Homeschooling-Phase durchhalten zu müssen ist immer da! Die Angst davor, etwas Schlimmes wieder zu erleben, fühlt sich oft noch schmerzhafter an, als das Ereignis oder der Schmerz, vor dem man sich fürchtet. Die Angst wird irrational.

Unsere Aufgabe ist, den Kindern die Angst zu lindern und ihnen die sozialen Kontakte zu ermöglichen. Treffen zumindest im Freien oder mit wenigen, ausgewählten „Buddys“ sind extrem wichtig für die gesunde Entwicklung unserer Kinder.

„Unsere eigene Angst überträgt sich massiv auf die Kinder und führt bei ihnen zu existentiellen Ängsten, die sich in Essstörungen und Schulverweigerung zeigen. Viele Kinder leiden an Depressionen und sind in psychiatrischer Behandlung.“ erklärt mir Mag. Ann-Christine Stuttner besorgt, als sie aus ihrem Berufsalltag berichtet.

Die Begleitung in Richtung Zukunft, die das Kind fit für ein selbständiges Leben macht, ist unsere Hauptaufgabe als Eltern. Dazu müssen wir uns aktiv um uns selbst kümmern, um körperlich und psychisch gesund zu bleiben. Mentale Kraft, Stärke und Resilienz sind nötiges Rüstzeug, um den Kindern den Halt zu geben, den sie brauchen. Für sie ist auch die Vorbildwirkung „Wie gehen Mama und Papa mit Sorgen und Angst um“ immens wichtig und sie nehmen unsere Unsicherheit und Angst immer wahr, auch wenn wir sie nicht aussprechen. Schlimmer noch: Sie nehmen die Angst wahr und sie wird irrational und immer größer, wenn sie nicht thematisiert wird. Unsere Kinder brauchen unsere Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.

Leider bedeutet das im Zusammenhang mit Corona, dass wir vieles einfach nicht wissen, aber eben das tun, was heute in unserer Macht steht. Hände waschen, Maske tragen, testen, weniger Menschen auf einmal treffen oder die Treffen auf wenige ausgewählte Personen einschränken. Und miteinander sprechen.

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