Kinder verdienen mehr als einen geteilten Blick: 7 Tipps für eine bewusste Handynutzung im Familienalltag

Bewusste Handynutzung mit Kindern

Das Smartphone ist bei vielen von uns ständiger Begleiter. Der erste Blick beim Aufstehen und oft der letzte vor dem Einschlafen geht aufs Handy – ganz abgesehen davon, wie oft wir untertags aufs Handy schauen: Wie spät ist es eigentlich? Wie ist das Wetter heute? Was gibt es Neues auf Insta, Tik Tok, Facebook und Co? Und was hat sich in der Welt so getan? Schnell noch den Spielbesuch für den Nachmittag bestätigen, Ausflugsziele fürs lange Wochenende auschecken und neue Sandalen für die Kinder bestellen.

Viel Zeit vor dem Smartphone

Wie oft wir täglich aufs Handy schauen, ist vielen von uns gar nicht bewusst – auch mir nicht. Ich hab mal nachgeschaut und hab mit Erstaunen festgestellt: Durchschnittlich entsperre ich das Smartphone 30 – 60 Mal am Tag und verbringe ca. 2 Stunden am Handy-Bildschirm. Krass eigentlich, oder? Noch krasser ist, dass ich mit den 2 Stunden noch deutlich unter dem Durchschnitt liege. Laut Statista-Umfrage lag die Handynutzung in Österreich nämlich 2018 im Schnitt schon bei 3,4 Stunden pro Tag. Die Corona-Pandemie hat diese Werte sicher noch in die Höhe getrieben.

Handynutzung und Kinder – Stress auf allen Seiten

Ganz schön viel Zeit am Handy – eine Tatsache, die nicht nur unseren Alltag sondern auch die Beziehung zu unseren Kindern beeinflusst. Studien der Universität Salzburg haben die Auswirkungen der elterlichen Smartphone-Nutzung auf Säuglinge untersucht und dabei festgestellt, dass es für Babys Stress bedeutet, wenn die Bezugsperson durch das Handy abgelenkt ist. Dass es nicht ideal ist, neben den Kids ständig am Handy rum zu drücken, das liegt eigentlich auf der Hand. Der kurze Blick aufs Handy reißt uns immer wieder aus dem Geschehen und auch mit der Vorbildwirkung in Sachen Mediennutzung ist es so eine Sache.

Kinder Spielplatz Schaukel

Ich versuche am Nachmittag, wenn ich mit den Kindern unterwegs bin, dass Smartphone Smartphone sein zu lassen – aber natürlich gelingt das nicht immer. Schnell was Nachschauen oder eine kurze Nachricht schreiben – „Das geht schon!“ – sage ich mir dann. Aber eigentlich bin ich selber genervt vom ständigen Blick aufs Handy und habe festgestellt, dass mich das Smartphone am Spielplatz eigentlich mehr stresst, als dass es mir was bringt. Denn wenn der Blick zwischen Willhaben-Anzeigen und kletterndem Kleinkind hin und her wandert ist man irgendwie weder beim Schnäppchen-Jagen noch beim Zeit mit den Kindern verbringen wirklich gut.

Experiment Handy-Detox

So ähnlich ging es wohl auch Journalistin Nadja Kupsa. Sie hat das Experiment Handy-Detox gewagt und berichtet in ihrem Standard-Artikel, wie es ihr dabei ergangen ist. Dass das Thema die Gemüter erhitzt, zeigt die große Anzahl an Kommentaren unter Nadjas Artikel. Die einen verteufeln das Handy, die anderen finden es nicht so schlimm und argumentieren: früher lief halt ständig der Fernseher und überhaupt würden die Eltern heutzutage viel zu viel Aufmerksamkeit auf die Kinder lenken.

Der goldene Mittelweg

Recht haben in gewisser Weise wohl beide Seiten. Und wie so oft liegt der richtige Weg wohl irgendwo in der Mitte. Denn ja, wir sind ohne Zweifel zu viel am Handy, aber man darf auch nicht vergessen, dass die digitale Welt für viele Mamas einen gewissen Ausgleich darstellt oder vielleicht sogar einen Zufluchtsort. Denn auch am Spielplatz, umringt von tobenden und schreienden Kindern, kann man sich wider Erwarten einsam fühlen. Der Familien-Chat, die Whats-App-Nachricht an die beste Freundin oder der Video-Anruf mit der eigenen Mama sind im Mama-Alltag oft das Highlight an sozialen Kontakten mit anderen Erwachsenen.

Es kommt also auf das richtige Maß an, denn ganz ohne Smartphone kommen wohl nur noch die wenigsten von uns aus. Sinn macht auf jeden Fall folgendes: Sich zu reflektieren und auf eine bewusste Handynutzung zu achten.

7 Tipps und Anregungen zur bewussten Handynutzung im Familienalltag

  1. Ausgangslage checken
  2. Vorbildfunktion bedenken
  3. digitale Auszeiten nehmen
  4. Minimalismus Strategie
  5. Handy in die Tasche
  6. Aktivitäten ohne Handy planen
  7. automatische Zeitbegrenzung aktivieren

Wir haben ein paar hilfreiche Tipps und Anregungen gesammelt um im Hier und Jetzt präsenter zu sein und die Zeit und Beziehung mit unseren Kindern bewusster zu leben.

1 – Ausgangslage checken

Bevor man Dinge ändert, ist es erstmal gut eine Bestandsaufnahme zu machen. Im ersten Schritt kann das bedeuten, mal nachzuschauen, wie viel Zeit man wirklich am Handy verbringt. Bei fast allen Smartphones gibt es im Einstellungs-Bereich die Möglichkeit, die Nutzungszeiten und -statistiken einzusehen.

2 – Vorbildfunktion

Unsere Kinder lernen durch Beobachtung und Nachahmung. Wer seine Eltern ständig am Smartphone sieht, will das tolle Teil mit den bunten Bildern natürlich auch selber mal ausprobieren. So ist es kein Wunder, wenn Handys schon auf die Kleinsten eine wahnsinnige Faszination ausüben und bei größeren Kids der Berufswunsch TikTok-Star auftaucht. Wenn wir hingegen selbst reflektierte Handynutzer werden, sind wir ein Vorbild, dem unsere Kinder folgen können. Wer das Handy bewusst zur Seite legt, lebt seinen Kindern vor, wie wichtig echte Verbindungen sind.

3 – Digitale Auszeiten

Es muss nicht immer eine ganze Woche Handy-Detox sein. Für den Anfang kann man versuchen, Zeiten festzulegen, in denen alle Familienmitglieder bewusst offline sind. Dies kann beispielsweise bedeuten, dass während den Mahlzeiten, am Nachmittag oder an einem gewissen Zeitfenster am Wochenende keine Handys benutzt werden. Eine schöne Idee ist es auch, gemeinsam mit den Kindern ein Handy-Bett zu basteln und die Smartphones darin in der handy-freien Zeit „schlafen“ zu legen.

4 – Minimalismus-Strategie

Von einem ständig piepsendem, blinkendem oder vibrierendem Smartphone ist man schneller abgelenkt, als wenn alles ruhig ist. Deshalb lohnt es sich, Apps und Benachrichtigungseinstellungen am Handy zu kontrollieren und anzupassen. Minimalismus macht sich auch bei der Anzahl der installierten Apps bezahlt. Welche Dienste sind wirklich wichtig und nützlich?

5 – Handy in die Tasche und nicht um den Hals

Die Handyketten sind zwar super praktisch aber haben einen entscheidenden Nachteil: Hängt das Handy um den Hals, ist es immer griffbereit und man ist viel öfter dazu verleitet, auf das Smartphone zu schauen. Deshalb ist mein Vorsatz für Spielplatz-Nachmittage: Das Handy kommt in die Tasche!

6 – Gemeinsame Aktivitäten ohne Handy

Es gibt unzählige Möglichkeiten, Zeit mit unseren Kindern zu verbringen, ohne dass das Handy eine Rolle spielt. Gemeinsame Spaziergänge, Spieleabende, Basteln oder gemeinsames Kochen können uns helfen, echte Verbindungen aufzubauen und schöne Erinnerungen zu schaffen. Und tatsächlich gibt es auch noch analoge Kochbücher und Bastelbücher, in denen man Rezepte und Inspiration finden kann.

7 – automatische Zeitbegrenzung aktivieren

Wenn du im ersten Schritt schon festgestellt hast, wie lang du täglich in welcher App online bist, dann kannst du das JETZT ganz bewusst ändern! Stelle ein, wie lange du maximal Zeit da verbringen willst. Instagram & Co – die größten Zeitfresser unseres Alltags bieten das direkt in der App an.

kindergeburtstag stressfrei

Abschließend noch ein Hinweis: eine reflektierte Handynutzung soll keine Verurteilung der digitalen Technologie bedeuten. Vielmehr geht es darum, bewusste Entscheidungen zu treffen und die Kontrolle über unser eigenes Verhalten zu behalten. Wenn wir achtsam mit unseren Handys umgehen, können wir die Vorzüge der digitalen Welt nutzen und gleichzeitig sicherstellen, dass wir in der realen Welt präsent und mit unseren Kindern in Verbindung sind.

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