Eltern brauchen klare Grenzen…
… sonst fühlen sie sich verunsichert.
Be- und Erkenntnisse einer 4-fach Mutter.
Normalerweise hören wir Eltern dies in Bezug auf die Entwicklung unserer Kinder. Die Entwicklungspsychologie lehrt uns, dass im präoperationalen Stadium (vom 2. bis zum 7. Lebensjahr) im Kind Phantasie vs. Ordnung regieren. Kinder in diesem Alter glauben daran, dass der Stein, an dem sie sich anhauen, böse sei und sie Dinge oder Menschen her- und wegzaubern können. Sie verschmelzen gerne mit dieser Phantasiewelt, aber wenn man ihnen keine Ordnung (gleiche Abläufe), Stabiliät und Sicherheit bietet, gehen sie in dieser Welt verloren und werden unsicher.
Nun sage ich, dass wir in Bezug auf unsere Kindererziehung auch in eine Art Phantasiewelt abgedriftet sind. Und da nehme ich mich nicht aus. Jahrelang wollte ich glauben, dass Entwicklung und Verantwortung für meine Kinder ganz und gar in meinen Händen liegen. Wenn ich mich nur genug bemühe, genug liebe und das perfekte Umfeld für meine Kinder schaffe. Doch mit den Jahren des Mutterseins, den Jahren an Arbeit mit Kindern und dem Studium der Psychologie habe ich meine Meinung geändert. Unsere Kinder kommen mit einem gewissen Charakter auf die Welt und es ist unsere Aufgabe ihnen ein liebevolles Umfeld zu bieten, indem sie ihren ganz speziellen Charakter entwickeln können. Genau hier beginnen unsere Grenzen als Eltern. Jedes Kind ist individuell und hat seine ganz persönlichen Bedürfnisse. Was die Sache nicht leichter, aber spannender macht. Bei einer evangelischen Taufe hat die Pfarrerin so schön gesagt: Lieber Gott hilf mir, mein Kind mit all seinen Eigenheiten anzunehmen und zu lieben.
Gibt es denn nicht die Tendenz in unserer Gesellschaft, bei auffälligen Verhalten der Kinder, gleich auf die Erziehung der Eltern zu schließen? Das Baby ist ein Schreikind, was ist denn in der Schwangerschaft der Mutter passiert? Oder das Kind ist „zu“ lebendig, also haben die Eltern sicher etwas falsch gemacht … Genauso wie wir uns jedes „Fehlverhalten“ der Kinder umhängen (lassen), neigen wir in unserer Gesellschaft aber auch dazu uns jedes „positive Verhalten“ umzuhängen. Wie sagen stolze Eltern so gerne: „Wir können schon laufen!“ Und wenn die Kinder größer sind: „Wir haben nächste Woche Matheschularbeit“. Die Identifikation mit den Kindern ist grenzenlos geworden. Was lassen wir noch den Kindern an Eigenverantwortung und auf der anderen Seite an persönlichem Erfolg?
Ich habe mir drei Grenzen für die Begleitung und Erziehung meiner Kinder gesetzt. Vielleicht passen sie auch für Sie.
• Grenze zur Meinung Anderer: Egal, was die Anderen (Verwandte, Freunde, Bekannte, …) sagen, ich muss am Ende meines Lebens spüren, dass ich meinen Kindern eine liebevolle Mutter nach besten Wissen und Gewissen war. Ich bleibe mir treu.
• Grenze an meinen persönlichen Anspruch: Ich bin ein Mensch, ich darf Fehler machen. Der Anspruch es perfekt machen zu wollen, verdirbt jeden Tag. Gut ist gut genug.
• Bei aller Aufoperungsbereitschaft, es muss auch Zweisamkeit für Mama und Papa und zum Energietanken geben. Beziehung leben bedeutet Arbeit- und Zeitinvestment. Das gilt nicht nur für die Eltern-Kind Beziehung, sondern auch die Paarbeziehung.– Daher setze ich meinen Kindern auch die „Papa und Mama lieben euch, aber lieben auch einander“ Grenze.
Die Autorin:
Nadja Holstein
Praxis für Kinesiologie
Trauttmansdorffgasse 40
1130 Wien
+43 676 – 739 4441
www.nadjaholstein.com
Die Artikel der Rubrik „Gäste“ werden von GastredakteurInnen verfasst, die voll für deren Inhalt verantwortlich sind. In diesem Fall bin ich lediglich die Moderatorin und leite gerne diverse Kommentare und/oder Fragen an die jeweilige AutorIn weiter. Daniela.