Eine gute Freundin hat mir mal die Theorie unterbreitet, dass es im Grunde in allen Ländern das gleiche Essen gibt – es heißt nur anders. Und wenn man darüber nachdenkt, dann ist da schon was Wahres dran: Während in Italien Risotto geschlemmt wird, kommt in Spanien Paella auf den Tisch und in Österreich sagen wir dann Reisfleisch dazu – die Grundzutaten sind dieselben nur bei der Zubereitung, den Würzmitteln usw. gibt es Unterschiede.
So ähnlich ist es auch beim heutigen Osterrezept. Auch das wird in vielen Ländern zubereitet und hat dabei ganz unterschiedliche Namen: Wir kennen es als „Arme Ritter“ oder „Pofesen“, in England ist es der „French Toast“ und in Frankreich werden sie „pain perdu“ genannt. Heute schauen wir nach Spanien, wo die so genannten „Torrijas“ ein ganz typisches Oster-Dessert sind.
Andere Länder, andere Bräuche
In Spanien wird Ostern vor allem als religiöses Fest gefeiert. Den Osterhasen, Ostereier oder Oster-Geschenke wie bei uns, gibt es dort nicht. Was es aber sehr wohl gibt, ist viel und gutes Essen! Mein Mann kommt aus Madrid und dort darf ein Dessert in der „Semana Santa“ – also der Osterwoche – auf keinen Fall fehlen: Die Torrijas! Nicht nur in der Hauptstadt wird die herzhafte Nachspeise zubereitet, auch in anderen Regionen Spaniens gibt es sie – und zwar in vielen verschiedenen Varianten und mit regionalen Besonderheiten. So wird das Brot in manchen Teilen Spaniens nicht mit Milch getränkt sondern mit Rotwein, Sherry oder Portwein. Heute geht es aber um die familienfreundliche Variante mit Milch – schließlich sollen ja alle was davon haben!
Was die Torrijas mit Ostern zu tun haben
Warum die Torrijas in Spanien zu Ostern gehören, dazu gibt es mehrere Theorien. Zum einen dürfte es daran liegen, dass in der Fastenzeit traditionell kein Fleisch gegessen wurde. Stattdessen brauchte man etwas, das lange satt macht und viel Energie gibt. Außerdem sind Torrijas günstig und trotzdem sehr nahrhaft. Als beliebtes „Armenessen“ war das gerade in der kargen Nachkriegszeit in Spanien ein wichtiges Argument.
Osterrezept aus Spanien – das Torrijas-Rezept
Doch jetzt genug Theorie und Hintergrundwissen! Ich habe es geschafft, meinem Mann das Familienrezept zu entlocken. Außerdem durfte ich ihm beim Kochen über die Schulter schauen.
Die Zutaten
Für die aromatisierte Milch brauchen wir:
- 1 Liter Milch
- 4 EL Zucker
- 1 Zimtstange und nach Belieben 1 TL Zimtpulver
- 1 Zeste von einer Zitrone (etwa daumenbreites Stück der äußersten Schale)
- 1 Zeste von einer Orange (etwa daumenbreites Stück der äußersten Schale)
Für den Rest:
- 1 Weißbrot (Stangenbrot) – am besten vom Vortag
- 1 Liter Milch
- 5-6 EL Zucker
- 3 Eier
- Öl zum Frittieren – die Spanier nehmen Olivenöl, wem das zu intensiv oder zu teuer ist, kann auch Sonnenblumenöl oder ähnliches verwenden
Die Zubereitung
- Milch aromatisieren. Dazu 1 Liter Milch mit den oben genannten Zutaten (Zucker, Zimt, Zesten) vermischen und erwärmen. Die Milch soll nicht aufkochen! Ist die Milch heiß, vom Feuer nehmen, zudecken und etwa zwei Stunden stehen lassen. Dann durch ein Sieb gießen und bereitstellen.
- Brot vorbereiten & einweichen. Das Weißbrot in etwa 1-2 cm dicke Scheiben schneiden und in eine Auflaufform geben. Dann mit der Hälfte der aromatisierten Milch übergießen. Kurz einziehen lassen, dann die Brotscheiben vorsichtig wenden und den Rest der Milch dazugeben. Wieder etwas einziehen lassen, bis das Brot gut getränkt ist.
- Eier & Öl vorbereiten. Jetzt werden die 3 Eier mit der Gabel verquirlt und das Öl (etw einen halben Finger hoch) wird in einer Pfanne erhitzt.
- Frittieren. Sobald das Öl heiß ist, die Brotscheiben nacheinander zuerst im Ei wenden und dann in der Pfanne braten, bis sie auf beiden Seiten goldbraun sind. Dazwischen vorsichtig wenden. Die gebackenen Brotscheiben auf ein paar Blätter Küchenrolle legen, damit das Öl ein wenig aufgesogen werden kann.
- Karamellmilch vorbereiten. Den zweiten Liter Milch in einem Topf erwärmen. Wer mag kann hier wieder eine Zimtstange oder Zimt in Pulverform dazu geben. In einem zweiten Topf 5-6 EL Zucker geben und unter ständigem Rühren den Zucker karamellisieren lassen. Sobald der Zucker geschmolzen ist und braun wird, die warme Milch dazugeben. Dabei vorsichtig umrühren – Achtung: Das Karamell spritzt und ist sehr heiß!
- Torrijas fertigstellen. Zum Schluss werden die Brotscheiben wieder in die Auflaufform gelegt und mit der Karamellmilch übergossen. Die Torrijas kann man gleich warm essen oder im Kühlschrank abkühlen lassen. Dort halten sie sich mehrere Tage!
Die Schritte 2 bis 6 gibt es hier nochmal als kurzes Video:
Auf der Suche nach mehr österlichen Rezeptideen? Wie wäre es mit Mini–Karottenkuchen im Glas?
Wenn ihr Ideen braucht, was ihr mit den ganzen Resten machen könnt, dann schaut euch diesen Beitrag zum Thema Resteverwertung nach Ostern an. Und wer noch Last-Minute Bastelideen braucht, wird vielleicht hier fündig.
Wir wünschen euch „buen provecho!“ und frohe Ostern!