Kaum kommt ein Baby auf die Welt, sind die (durchaus gut gemeinten) Ratschläge nicht weit! Großeltern, Nachbarn und sogar die kinderlosen Freunde wissen, wie’s geht und bringen oft ungefragt die besten Tipps für den Nachwuchs ein.
Dabei ist es mit Baby ohnehin schwer genug, erstmal die Familiensituation soweit unter Kontrolle zu bringen, dass sich alle Beteiligten halbwegs wohl fühlen. Sobald das Kind dann seinen Willen kundtut, geht es los mit Ge- und Verboten und das gerufene „Nein!!“ wird eines der meist genutzten Worte. Gut, wenn einem das selber auffällt, denn jetzt ist es an der Zeit, etwas zu reflektieren. WIE will ich mein Kind begleiten? WAS brauche ich dazu? Und WO bekomme ich die Unterstützung?
5 Fehler in der Erziehung, die du vermeiden kannst
- Langwierige Erklärungen in eskalierenden Situationen
- Sofort losschimpfen
- Fehlleistungen breittreten
- nicht über die eigenen Gefühle sprechen
- Drohungen aussprechen (oder „Ich zähle noch bis 5, dann…. 5-4-3…!“)
„Weniger ist mehr“ – statt langwieriger Erklärungen
Ich empfinde es als sehr lehrreich, meinen Kindern zuzuhören und ihre Sicht auf die Menschen zu erkennen oder es zumindest ehrlich zu versuchen. Es sind die wertvollen Gespräche, die oft zufällig entstehen! Das gelingt mir nicht gut, wenn ich das Handy in der Hand habe, mitten in einer Beschäftigung bin oder Sorgen habe. Wie schaffe ich es, dass meine Kinder sich mitfühlend und em- pathisch entwickeln?
Statt lange Vorträge zu halten, sag es mit einem Wort. Also statt »Jeden Abend dasselbe Theater, zuerst kasperst du ewig rum, dann die Nerverei wegen dem Fernsehen, und am Ende schreist du wieder und warst immer noch nicht im Badezimmer!«, sag einfach »Badezimmer!«
„Sag es mit einem Wort“ – statt sofort in Schimpftiraden zu verfallen
Statt gleich zu schimpfen, kannst du erst mal beschreiben, was du siehst oder wahrnimmst. Also statt »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du das Licht im Bad ausschalten sollst?!« sagst du zum Beispiel »Max, das Licht im Bad brennt noch«. Zu sagen, was du siehst, lässt sich in vielen Lebenssituationen gut üben und anwenden. Es entschleunigt sehr und beugt damit vielen Missverständnissen vor.
„Information geben“ – statt erst die Fehlleistung breitzutreten
Informationen darlegen, statt Vorwürfe zu machen. Statt zum Beispiel zu sagen »Jetzt hast du schon wieder die Butter draußen stehen lassen!«, sagst du »Die Butter gehört in den Kühlschrank«. So viele Machtkämpfe würden sich erübrigen, wenn man nicht jede Fehlleistung als Angriff gegen die eigene Person wahrnehmen würde.
„Rede über DEINE Gefühle“ – statt das Gegenüber zu beschuldigen
Sprich über deine Gefühle, statt zu bewerten. Statt zum Beispiel zu sagen »Du respektloser Kerl, ständig unterbrichst du mich!«, könntest du sagen »Es frustriert mich sehr, wenn ich etwas sagen will und nicht fertig sprechen kann«. Wenn du über deine Gefühle, deine Wünsche, deine Vorstellungen und so weiter sprichst, lässt du den anderen Einblick nehmen in dein Innenleben. So wird ebenso deutlich klargestellt, dass es dir gerade nicht gut geht oder dir eine Situation missfällt, ohne aber andere dafür verantwortlich zu machen.
„Drohe nicht“ – das ist ein Machtkampf mit 2 Verlierern
»Wenn du nicht, dann …!«-Drohungen sind schnell ausgesprochen, und sie stehen eindeutig für einen Machtkampf. Einer stellt sich über den anderen und sagt ihm, was er zu tun hat. Wer mag das schon? Wer ordnet sich gerne unter? Das ist keine geborgen wirkende Eltern-Kind-Beziehung, oder? Drohungen bewirken Angst oder Gleichgültigkeit, je nachdem, ob du deine Drohungen wahr machst. Also: Vermeide Drohungen ganz. Und wenn du schon drohst, dann niemals mit etwas, das du nicht wirklich durchführen willst. Denn damit verlierst du deine Glaubwürdigkeit endgültig. Am Ende ist so ein Machtspiel sowieso für beide entwürdigend.
Die Hinweise auf die 5 häufigen Erziehungsfehler stammen aus meinem Buch „Die Schimpf-Diät“ und zeigen auf, was wir ungefiltert von unseren eigenen Eltern übernommen haben. Das geschieht unbewusst und diese Prägung ist einfach da. Statt sich da komplett lossagen zu wollen, ist es viel einfacher, es zu erkennen – und rechtzeitig eine Alternative parat zu haben!
Mit etwas Abstand zur Kleinkindzeit traue ich mich ausserdem zu behaupten: Es wird leichter! Sobald man als Eltern wieder regelmässig mehr Schlaf abbekommt und die Alltagsroutinen auch mal ohne 100% Anwesenheit klappen, dann bleibt einfach wieder mehr Raum und die sprichwörtliche Hutschnur reißt nicht so schnell.
Bis dahin: Bitte vergiss nicht auf dich und sorge für Auszeiten und echte Selfcare.