INTERVIEW MIT DEM GRÜNDERTEAM DER LEITHABERGSCHULE | Wir gründen eine freie Schule in Purbach!

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Wer seine Kinder nicht in das Regelschulsystem übergeben will, hat in Österreich mehrere Möglichkeiten. Eine davon sind sogenannte „freie Schulen“ – Schulen, die offen-reformpädagogisch mit den Kindern arbeiten. Wie man so eine Schule gründet, habe ich beim Team der LEITHABERGSCHULE PURBACH nachgefragt.

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Gründerinnen- und PädagogInnen-Team (v. li nach re): Julia Singer, Martin Rothe, Sabine Knöbl, Veronika Stockert, Pia Meidlinger, Sansarah Diehs

HIER gibt es alle Fragen & Antworten auch auf Video!

INTERVIEW

Wie geht das: Eine freie Schule gründen?

Am Anfang stehen natürlich die Werte / das ‚Warum?‘, das wir im Gründerteam definiert haben. Daran konnten sich dann alle, die später ins Team kamen, orientieren. Aus den Werten ist dann das pädagogische Konzept entstanden – es ist eigentlich erst so richtig gereift und feingeschliffen worden, als wir schon die Möglichkeiten in den Räumlichkeiten wussten bzw. schon sehr konkret im Tun waren. Weil es bringt ja nichts, wenn man wunderbare Dinge auf Papier definiert, die in der Realität gar nicht umsetzbar sind. Für alles rund um’s Gebäude muss man übrigens am meisten Zeit einplanen – diesen Punkt haben wir echt unterschätzt. Bei uns dauerte es deshalb nur ein halbes Jahr vom Beginn der Suche nach einem geeigneten Gebäude bis zur Fertigstellung, weil wir ein ehemaliges Gasthaus gefunden haben, wo zB Raumhöhe, sanitäre Anlagen etc. schon vorhanden waren und den baulichen Auflagen entsprochen haben. Dennoch musste noch viel umgebaut werden und das klappte in unserem Fall deshalb so schnell, weil alle Beteiligten (Architekt, Baumeister, Gewerke, Gemeinde) sehr wohlwollend und unbürokratisch zusammengearbeitet haben.

Von der Bildungsdirektion Burgenland haben wir dann eine Liste bekommen mit Voraussetzungen für die Errichtung einer Privatschule – im Wesentlichen wurde daraus ein 15cm starker A4 Ordner mit u.a. Errichtungsanzeige, Baubewilligung, Schlussüberprüfungsprotokoll und Fertigstellungsanzeige der baulichen Umbauarbeiten; Mietvertrag, Bestätigung eines Ziviltechnikers für Hochbau, dass das Schulgebäude im Wesentlichen den gesetzlichen Anforderungen an eine Schule entspricht; Vereins-Registerauszug und Vereinsstatuten des Trägervereins, pädagogischem Konzept, Staatsbürgerschaftsnachweis, aktuelle Strafregisterbescheinigung und Lehrbefähigung der pädagogischen Leitung und der vorgesehenen Lehrer, Nachweis über Einrichtung und Lehrmittel, Organisationsstatut, Stundentafel, gewählter Lehrplan und diverse andere Hintergrund-Infos zur Pädagogik. Das ganze musste spätestens 3 Monate vor geplanter Eröffnung abgegeben werden und war wirklich ein terminlicher Krimi bis zur letzten Minute. Wir haben es schliesslich haarscharf geschafft – am 31. Mai, 15 Minuten, bevor die Bildungsdirektion ins Wochenende ging, war der Posteingangsstempel auf DER Mappe! Die Fülle an Anforderungen und To-Do’s hat uns anfangs fast erschlagen… aber wenn man Schritt für Schritt vorwärts geht, erbeben sich mit mit jedem neuen Standpunkt neue Perspektiven. Was uns dabei auch geholfen hat – was übrigens auch Gerhard Hüther für seine ‚Schulen der Zukunft’ empfiehlt – ist, sich einen Prozessbegleiter zur Hilfe zu nehmen. Orsolya hat seit dem Start-Workshop immer wieder unsere Besprechungen ge-coached geholfen, unsere Organisation zu organisieren.

Seit heute wissen wir übrigens, dass wir die Schule errichten dürfen seitens Bildungsdirektion – ein sehr, sehr freudiger Meileinstein 🙂 Jetzt heisst es noch eifrig interessierte Familien aus der Region anzusprechen, weil wir für September noch ein paar wenige Plätze frei haben. Hier übrigens der Link mit den Zugangs-Infos – die nächsten Aufnahmetage (‚Entfaltungstage‘) sind der 29. und 30. August 2019.

Was natürlich ganz wesentlich ist, beim Schulegründen, ist das liebe Geld. Bis wir die optimale Klassengrösse erreicht haben, benötigen wir nämlich jetzt zur Aufstockung der Elternbeiträge eine Summe von 50.000 EUR, die hauptsächlich den Betrieb der Leithabergschule ermöglichen wird. Sobald die Wachstumsphase abgeschlossen ist, ist diese Aufstockung nicht mehr nötig. Deshalb haben wir heute auch eine crowdfunding Kampagne gestartet, mit dem Ziel, diese 50.000 EUR bis 2. September zu sammeln! >>> FUNDING UNTERSTÜTZEN! <<<

Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Du einen kleinen Betrag beisteuern könntest und unsere Kampagne mit Deinen Freunden teilen würdest! Als kleines Dankeschön verlosen unter allen, die bis 2. September zwischen 10EUR und 20 EUR spenden, ein woom 3 Kinderfahrrad. Mehr dazu auf GOFUNDME.

Was bedeutet: ‚offen-reformpädagogisch’?

Warum sind wir keine ‚reine’ Waldorf- oder Montessori-Schule odlg?
Weil wir bewusst aus dem dogmatischen schwarz-weiss-Denken aussteigen wollten und eine Kultur des ‚sowohl-als-auch’ kreieren wollten, von jedem Ansatz das Beste für die jeweilige Situation mit dem Kind herausnehmen möchten und somit ein buntes Bild entstehen lassen wollen.

Das Lernen geht vom Kinde aus. Die Entwicklung des Kindes steht im Vordergrund – nicht der Inhalt.

Der Leitgedanke der Reformpädagogik ist ja ‚das Lernen geht vom Kinde aus. Die Entwicklung des Kindes steht im Vordergrund – nicht der Inhalt.’ Die typischen drei Elemente sind Kopf, Herz und Hand. Und diese Ansätze ziehen sich ja durch allen reformpädagogischen Strömungen. Wir haben zB viel von Maria Montessori übernommen, wie zB das Altersdurchmischte, die tollen Lernmaterialien, die vorbereitete Umgebung. Aber auch zB. von Célestin Freinet den Klassenrat und die Freiheit der Kinder, das Nicht-Lehrer-Zentrierte. Von Peter Peterson haben wir die Wochenplanarbeit und die Freiarbeit integriert und von der Waldorf-Pädagogik hat uns die Erzähl-Zeit und der Epochen-Unterricht inspiriert, wo man sich über einen längeren Zeitraum mit einem bestimmten Thema beschäftigt (also nicht Stunden-Getaktet) und so richtig in die Tiefe gehen kann. Dies steht im Gegensatz zum Lernen nach Stundenplan im gängigen Regelsystem, wo man eng getaktet ein neues Thema nach dem anderen vorgesetzt bekommt und kaum Zeit bleibt, sich mal intensiver mit einer Sache zu beschäftigen. Sich hingegen immer tiefer in eine Materie hinein zu vertiefen, entspricht vielmehr dem, wie unser Gehirn wächst und neue Synapsen entstehen lässt. Ist ein Inhalt mal vertieft ist es auch wichtig, ihn ruhen zu lassen.

Kleine Kinder machen das ganz natürlich: Sie beschäftigen sich über längere Zeit einmal grobmotorisch; dann eher wieder feinmotorisch oder haben dann eine sprachlich intensive Phase. Beim Geschichten-Vorlesen kann man das auch ganz deutlich sehen: Ihnen wird es nicht langweilig, die selben für sie bewegenden Geschichten immer und immer wieder zu hören und entdecken dabei immer wieder neue Aspekte. Wir wollen diese angeborene Fähigkeit nähren, indem wir weniger Menge anbieten, dafür qualitatives, intensives Eintauchen in die Tiefe des Stoffes.

Das ist genau das Gegenteil unser schnelllebigen Konsum-Gesellschaft, wo es eher um hohe Quantität bei nur oberflächlicher Intensität geht.

Unser Gehirn ist übrigens nur zu einem kleinen Teil für’s Merken verantwortlich, wie Gerald Hüther immer wieder betont: erst wenn’s erfahrbar wird und mit einem Gefühl verbunden ist, wenn der Stoff sozusagen ‚unter die Haut’ Subjekt-Subjekt-Beziehung zwischen LernbegleiterIn und Kind ganz wesentlich! Weil das Wesentliche, was einen Lehrer von einem Buch oder einem online-Kurs unterscheidet, ist die Beziehung, die Liebe.

Wenn sich also Familien für den Besuch der Leithabergschule oder ähnlicher  freier Schulen entscheiden, ist es wichtig, dass sie diese Grundgedanken einmal im Herzen unterschreiben – UND: sollte es dennoch mal zu Eltern-Schule-Zusammenarbeit ist oft einer der wesentlichsten Aspekte, die eine erfolgreiche reformpädagogische Schule von jener mit kurzer Lebensdauer unterscheidet… wir müssen einfach die nähren, die die Schule nähren. Und auch die PädagogInnen gehören genährt. Dazu muss eine Fülle da sein, damit sich jeder wohl fühlt und dann fliesst das Ganze.

Unsere Schwerpunkte: Natur, Kreativität, Achtsamkeit, Beziehung

Die Natur hat eine Unzahl an Möglichkeiten, die durch nichts zu ersetzen ist, was Menschen herstellen können. Allein, dass wir in einer lebendigen Umgebung sind, macht einen Unterschied. Es macht einfach was anderes mit mir, ob ich auf ein Plastik-Spielzeug trete, oder auf einen Käfer, der dann nicht mehr lebt. Den Kindern wird die Verantwortung ihres Handelns unmittelbar (ev. auch schmerzhaft) bewusst. Und das was wir kennen lernen, lernen wir lieben und passen dann auch besser drauf auf.

Speziell der Wald bietet vielfältige Sinneseindrücke, wie das Zwitschern der Vögel und der Geruch von Tannennadeln, was die Aktivität des Parasympatikus aktiviert und sofort entspannend wirkt. Deshalb ist auch so schön zu beobachten, wie die Kinder ganz anders im Wald ihrem Freispiel nachgehen, als sie dies in einem Gebäude tun können.

Wir wollen in unserer Schule auch die Jahreskreisfeste zelebrieren, um auch auf dieser Ebene gut mit der Natur um uns in Verbindung zu sein.

Der zweite wesentliche Schwerpunkt bei uns ist die Kunst: Wenn wir uns mit dem schulischen Lernen beschäftigen, dann aktivieren wir v.a. die linke Gehirnhälfte. Kreative, bildliche Tätigkeiten aktivieren eher die rechte Gehirnhälfte. Beides in Kombination bewirkt eine Balance und man hat Freude am Lernen. Das kann man machen durch Musik, Töpfern, Malen, Filzen, etc…. und wir haben ja ein künstlerisches Atelier, wo die Kinder viel Zugang haben werden und tw. selbständig dort arbeiten können.

Künstliche Intelligenz und Roboter werden in Zukunft viele Jobs ausführen können, die heute noch von Menschen gemacht werden. Was uns als Menschen aber von der Maschine unterscheidet, ist das Wollen. Der Wille gepaart mit der Fähigkeit, ihn auch umzusetzen und andere davon zu überzeugen, mitzutun – mit eigener Kraft, mit der eigenen Begeisterung. Das ist es, was wir an der Leithabergschule ganz stark fördern wollen. Dieses Ausdrücken dessen, was in uns steckt, geht einfach sehr gut über die Kunst. Kunst hat – genauso wie die Natur – etwas Heilsames. Weil künstlerisches Tun berührt den Menschen als Ganzes: Sowohl auf der körperlichen Ebene, als auch auf der Seelischen und Geistigen. Und wenn man oft keine Worte findet, kann man es künstlerisch verarbeiten und ausdrücken.

Wir sehen es auch als eine wichtige Aufgabe, als PädagogInnen die Kinder nicht nur fachlich irgendwo hinzubringen, sie auch nicht als Objekte unserer Lehrertätigkeit zu sehen, sondern sie auf Subjekt-Subjekt-Ebene – von Mensch zu Mensch auf Augenhöhe zu begleiten. Dazu gehört auch, die Kinder nicht zu bewerten, weshalb wir auch Leistungsbeschreibungen statt Notenzeugnissen haben. Diese gibt’s nur ergänzend bei geplantem Schulaustritt bzw. am Ende der 4. Und 8. Schulstufe. Dazu gehört aber auch, sie in Konflikten zu begleiten und ihnen Lösungsstrategien zu zeigen – auch wenn ein Teil der Lernzeit dafür ‚drauf geht’. Wir arbeiten hier z.B. mit dem Modell der ‚gewaltfreien Kommunikation’ von Marshall Rosenberg, wo im Konflikt immer versucht wird, die nicht erfüllten Bedürfnisse hinter auftretenden Gefühlen zu sehen und anzusprechen.

Wie funktioniert altersgemischte Lernbegleitung?

Wie kann ein 12-jähriger mit einer 6-jährigen gemeinsam arbeiten? Unserer Erfahrung nach funktioniert die Zusammenarbeit in altersheterogenen Gruppen sogar besser, als in homogenen Gruppen, weil Gleichaltrige die gleichen Interessen haben und am gleichen Stoff zu arbeiten, was Konkurrenz fördern kann. Wenn Größere mit Kleineren zusammenarbeiten, übernehmen die Größeren ganz natürlich die Führung, helfen den Kleinen, was ihre soziale Kompetenz fördert; und die Kleineren schauen sich ganz viel von den Älteren ab und lernen von ihnen. Aber nicht nur die Jüngeren profitieren davon: In altershomogenen Klassen müssen die Kinder viel früher ‚cool’ sein – und wo mitmachen, wofür sie vielleicht noch gar nicht bereit sind. In altersgemischten Gruppen können die Älteren im Gegensatz hie und da auch wieder ‚Kind’ sein, wenn sie mit den Jüngeren spielen.

Es wird aber sehr wohl auch Sequenzen geben, wo die Kinder der Primaria 1 extra in einem eigenen räumlichen Bereich begleitet werden, weil sie einfach Bedürfnisse haben, die die Älteren nicht mehr haben – auch hinsichtlich der Materialarbeit. Hier haben Größere schon auf Grund der kognitiven Auffassungsgabe höhere Ansprüche.

Wie hoch sind die Kosten für die freie Schule? Wie groß sind die Klassen?

Preislich ist die Leithabergschule im Mittelfeld positioniert. Unser Schulgeld ist für die Primaria 1 (Schulstufen 1-3) mit 315.- berechnet und für die Primaria 2 mit 340.- plus 63.- Essensbeitrag. Wir können deshalb vergleichsweise günstig sein, weil sich unsere Eltern mit 50 Stunden pro Semester aktiv einbringen mit s.g. ‚Elternarbeit’. Das kann zB. Rasenmähen oder Kuchenbacken für den Tag-der-offenen-Tür sein, aber man kann ev. auch einen Fachvortrag von seinem Beruf für die Kinder machen. 50 Stunden klingt vielleicht viel, ist aber relativ schnell ‚abgearbeitet’ und es kann auch Spaß machen, sich so aktiv in die Schulgemeinschaft zu involvieren. Hat man gar keine Zeit für Elternarbeit, kann man diese Zeit auch finanziell abgelten, in dem man ca 80,- EUR im Monat zusätzlich bezahlt; mit diesem Geld kaufen wir dann die Leistungen zu, die gemacht werden müssen.

Wir planen, im September 2019 mit einer altersgemischten Gruppe von ca. 20 Kindern zu starten. Das wäre das Optimum. Noch haben wir ein paar Plätze frei. Es ist außerdem fix, dass wir 4 PädagogInnen sind, wobei jeden Tag 2 PädagogInnen fix anwesend sind. Diese betreuen schwerpunktmäßig entweder Primaria 1 oder Primaria 2.

Lernalltag in freien Schulen?

Die Kinder können ab 8:15 Uhr gebracht werden und haben dann die Möglichkeit, sich still zu beschäftigen, zu jausnen… Bis spätestens 8:45 Uhr sollen die Kinder gebracht werden und um 9 Uhr starten wir mit dem Logbuch, darin wird jeden Tag notiert, was das Kind gemacht hat oder was ihm/ihr besonders gut gefallen hat. Am Ende der Lernzeit trifft man sich noch mal im Kreis. Am Ende der Woche halten wir Klassenrat, wo alles Wesentliche der vergangenen Woche noch mal besprochen werden kann und ein kleines Dankbarkeitsritual die Lernwoche abschließt.

Danach haben wir eine halbe Stunde Pause im Garten, gefolgt von dem Mittagessen. Nach dem Mittagessen gibt’s noch eine Fachstunde (zB. Englisch, Turnen, Garten odgl) bzw. an einem Tag pro Woche gehen wir gleich nach dem Mittagessen den ganzen Nachmittag in den Wald. Hier ist es auch ganz wesentlich, dass sie als Gemeinschaft alle miteinander unterwegs sind.

Haben wir Hausübungen? Unsere Kinder bekommen pro Woche einen Arbeitsauftrag, wobei das keine Hausübung im klassischen Sinn ist, sondern das kann zB. für die erste Schulstufe sein: ‚Zähle alle Töpfe und messe die Türstöcke daheim ab!’.

Lernbausteine in der freien Schule

Die Lernbausteine sind aufeinander aufgebaut und bilden einen Rahmen, innerhalb dessen sich die Kinder frei bewegen können. Das Wichtigste dabei ist, dass die Kinder dort andocken können, wo sie gerade stehen. Ein Kind, das zB in der 2. Schulstufe ist, kann noch mal den Mathe-Stoff der ersten Schulstufe wiederholen, bevor es mit dem Stoff der 2. Schulstufe weitermacht. Oder wenn es diesen schon gut kann, kann es auch mit dem Stoff der 3. Schulstufe fortsetzen. Somit kommt es zu keiner Über- oder Unterforderung. Man kann sich das wie ‚Laden’ vorstellen, die das Kind öffnet und dort Materialien oder Arbeitsblätter vorfindet. Hat es den Lernbaustein in seinem Tempo durchgemacht und verstanden, folgt der nächste darauf Aufbauende. Am Ende kann es dem Lernbegleiter präsentieren, was es gelernt hat (‚ich kann!’-Haltung vom Kind ausgehend versus Test/Prüfung vom Lehrer ausgehend).

Die einzige Vorgabe: die Kinder müssen einen Lernbaustein und einen Projekt-Baustein pro Woche auswählen und bearbeiten. Dieser wird im Logbuch festgehalten. Es gibt auch einen Zeitrahmen, wann dieser Lernbaustein cirka fertig sein sollte. Wenn das Kind dann noch nicht fertig ist, bedeutet das keine schlechte Note (die gibt’s bei uns nicht), sondern wir stellen uns eher die Frage: ‚Warum hat es das Kind jetzt nicht geschafft?’ ‚Was braucht es, um über diese Hürde drüberzukommen?’ und helfen ihm dann, wieder ins Tun zu kommen und als Konsequenz oder Effekt des Ganzen das Lernen selbst zu lernen.

Warum können die Kinder bei uns nicht ganz frei wählen, was sie wann machen wollen? Weil wir einerseits Kinder haben, die vom Regelschulsystem zu uns wechseln und es nicht gewohnt sind, ganz frei zu arbeiten. Unser System ist ein sehr weit gesteckter Rahmen, in dem viel Raum für individuelles Entscheiden ist, aber gleichzeitig gibt es auch ein bisschen eine Struktur zum Festhalten. Wir leben heute in diesem Land, mit diesen Vorgaben und wir möchten auch ein bisschen in Tuchfüllung bleiben mit dem System, in dem wir leben. Es gibt auch später Situationen wie Führerscheinprüfung oder Matura, wo man sich an Vorgaben halten muss. Es ist deshalb auch eine wichtige Kompetenz, sich daran zu halten und auch mal durchzutauchen, wenn’s schwierig ist. Oft kommt ja die Begeisterung für eine augenscheinlich mühsame Tätigkeit mit dem Tun.

Hat die Schule von Anfang an Öffentlichkeitsrecht?

Sobald die Schule im September 19 losgeht, können wir das Öffentlichkeitsrecht beantragen und dieses theoretisch bereits im ersten Jahr vorübergehend im Nachhinein bekommen. Wir bereiten alle Kinder, die im Herbst bei uns starten, im ersten Schuljahr trotzdem auf jeden Fall auf die Externistenprüfung in ihrer jeweiligen Schulstufe vor.

Wenn dann im Frühling 2020 der Bezirksschulinspektor überprüft, ob wir gemäß unserer Statuten und Lehrpläne arbeiten und seine Gebäude-Begehung gemacht hat und alles für positiv befunden hat, dann können wir das Öffentlichkeitsrecht im Nachhinein für das Schuljahr 2019/20 bekommen. Und dann muss die Externistenprüfung nicht abgelegt werden.

In jedem Fall müssen die Kinder aber zum Besuch einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht angemeldet werden.

Das gezielte Vorbereiten auf die Externistenprüfung im ersten Jahr unseres Bestehens widerspricht natürlich ein bisschen unseren pädagogischen Prinzipien; durch unsere Angebote im Natur- und Kunstbereich wird aber hier ein Ausgleich geschaffen, sodass der Lernstress auf einem Minimum gehalten werden soll. Es wird in jedem Fall im Logbuch mitgeschrieben, was laufend erarbeitet wird, so sehen die Eltern daheim auch zu jedem Zeitpunkt, wo das Kind steht. Sollte sich abzeichnen, dass es gewisse Lerndefizite gibt, kann ein individuelles Lernprogramm zusammengestellt werden und es kann zusätzlich zu Hause parallel geübt werden.

Wir sehen die Überprüfung der Schule zur Erlangung des Öffentlichkeitsrecht auf jeden Fall als eine Qualitätskontrolle und eine zusätzliche Sicherheit für die Eltern und SchülerInnen.

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Fotos: Leithabergschule, Pexel.

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