Mit den eigenen Schatten versöhnen: Reflexion & Übung zur Integration unliebsamer Gefühle

unliebsame gefühle

Missgunst, Neid, Zorn, Gier, Eifersucht… eher unliebsame Gefühle wie diese sind in uns allen. Wenn wir sie nicht annehmen und vielleicht sogar schon als Kind gelernt haben, sie unter Verschluss zu halten, sind sie dennoch da. Mehr noch, sie machen uns das Leben schwer, rauben uns den Schlaf und lassen uns schlecht schlafen. Mit Hilfe einer einfachen und sehr wirkungsvollen Übung gelingt es, diese Schatten zu entkräften und die unliebsamen Gefühle zu integrieren indem wir sie annehmen.

Emotionen vs. Gefühle

Um den eigenen Umgang mit Gefühlen zu schulen und das Verständnis und die Empathie für andere zu stärken, ist es wichtig, sich mit dem Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen zu beschäftigen.

Freude, Ärger, Angst, Überraschung, Trauer und Ekel sind unsere sogenannten Basisemotionen. Das Wort Emotion kommt aus dem Lateinischen »ex« und »movere«, und das bedeutet so viel wie »nach außen bewegen«. Diese Grundemotionen können wir praktisch nicht unterdrücken, das ist wie ein Instinkt, sie springen einfach an. 

Man kann die Grundemotionen auch in der Mimik er- kennen, das ist international bei allen Menschen gleich – im Gegensatz zur Körpersprache, die sich kulturell massiv unterscheidet. Man sieht das in sogenannten Mikroexpressionen im Gesicht, ob jemand traurig ist, sich ekelt, überrascht ist und so weiter. Das kann jeder auch ganz ohne Schulung erkennen. Wir dürfen bloß nicht interpretieren, weil wir einfach nicht wissen können, warum jemand traurig, angeekelt oder überrascht ist. 

Gefühle nennt man eigentlich das, was zum Ausdruck kommt, wenn wir Emotionen haben. Es setzt eine Art Bewusstsein für die Emotion voraus. Dein Gehirn verarbeitet sozusagen den körperlichen Reiz der Emotion, die wir ja tatsächlich körperlich wahr- nehmen. 

Ohne Körper kein Gefühl 

Das Gefühl ist also Ausdruck der Emotion und zeigt sich zum Bei- spiel über die Atmung, den beschleunigten Blutkreislauf, Tränen, auch Bewegung wie Gehen, Laufen oder Rennen. Meistens tun wir das recht unwillkürlich, doch wir können auch Einfluss nehmen. Wir können lernen, unsere Gefühle zu regulieren, Impulse zu kontrollieren, Bedürfnisse aufzuschieben. Doch wir müssen es trainieren und dranbleiben. Angeboren ist uns Menschen, dass wir die Keule nehmen und dem anderen über den Schädel schlagen, wenn er uns blöd kommt. Über viele Jahr(tausend)e und durch langwierige Prozesse sind wir als Gesellschaft zu einer Form des Umgangs mit- einander gekommen, den wir zivilisiert nennen. (aus Selfcare für Mamas, Beltz 2021, S. 194 / 195)

Wie Gefühle das eigene Leben beeinflussen

Da gab es diesen einen Menschen. Er schien so wunderbar perfekt zu sein. Immer, wenn ich ihn sah, diesen Menschen, zog sich in mir mein Magen zusammen und ich hasste jegliche seiner Gesten, seiner Worte, gar die Tonalität seiner Stimme. Ich stempelte also diesen Menschen als mir unsympathisch, hochnäsig und stolz ab und ließ es zunächst dabei. Doch mit der Zeit, glücklicherweise, fängt manch eine von uns doch an, auch sich selbst zu hinterfragen. Damit meine ich nicht das Zweifeln an der eigenen Person, denn das tun wir seit Beginn unserer Sozialisation an -was wohl genau ein Punkt all der Problematik zu sein vermag-, sondern das tatsächliche Aufarbeiten längst verdrängter und gut begrabener Lebensmomente.

Hier und da gelangen wir auch an den einen oder anderen Schatten unserer Selbst. Meist ist es unsere ständige Begleitung, die Angst, die uns davor schützen mag und diese lässt uns schon mal jahrelang, manch Eine gar ihr Leben lang, nicht zu den eigentlichen Ursprüngen zurückkehren. Doch wir, die versuchen, unseren Ursprung, unseren wahren Kern, zu finden, uns zumindest in seine Nähe zu wagen, lernen auch jene Seiten unseres Ichs kennen, die uns weniger gefallen mögen.

Diese Schatten also, die sich tief in unserem Unterbewusstsein verbergen, kommen hier und da an die Oberfläche, klopfen an unserem Herzen an, lassen es schwer wiegen und so viel schneller klopfen, als wir es gewohnt sind und bringen uns damit völlig aus unserem Konzept. Dies führt zu Unbehagen und schließlich zu einem Gefühlsausbruch sondergleichen. Diese uns meist unangenehme Emotion zeigt uns nun, wie gern doch diese Schatten hervorkommen möchten. Und was könnte darauf eine angemessenere Antwort sein, als uns mit diesen aktiv und bewusst auseinanderzusetzen?

Welch ein Schatten könnte sich in dir „verstecken“?

Ist es vielleicht der Neid? Bist du denn ein neidischer Mensch? Versuchst du dies zu übergehen? Er wird dich „leider“ immer wieder einholen… Ein Mensch scheint mehr zu haben, besser zu sein, schöner, schneller, erfolgreicher? Der Neid wird an deiner Herzenstür anklopfen und du wirst irgendwann die Kontrolle über dieses deine Gefühl verlieren. Jemand oder etwas wird dich triggern, wie frau schön sagt.

Aber weißt du, wie du dem entgegenkommen kannst? Integriere deinen Neid. Arbeite mit ihm. Kooperiere mit ihm.

Eine mir liebgewonnene Übung, die mich dazu ermutigt hat, mich mit meinen eigenen Schatten zu versöhnen, lässt mich seit geraumer Zeit nachts ruhiger schlafen, mit unangenehmen Situationen entspannter umgehen und gar Triggerpunkte „umpolen“. Was ich meine? Ich habe bestimmte Schattenseiten meiner selbst ins Licht gerückt. Sie zeigen mir nicht mehr die dunkle Seite, vielmehr wie ich sie zu meinem Guten wenden und mir positiv zum Nutzen machen kann.

Übung: Tritt in ehrlichen Dialog mit dir selbst

Sagen wir mal, um beim obigen Beispiel zu bleiben, ich wäre ein neidischer Mensch. Ich werde kribbelig, wenn ich erfolgreiche Frauen sehe, empfinde sie als unangenehme und eingebildete Zeitgenossinnen und wende mich verärgert ab.

Ich höre und fühle nun in mich hinein und lasse diesen meinen Neid zu. Natürlich muss ich zunächst mal dieses Gefühl des Neides erkennen und ehrlich mir gegenüber sein.

Anschließend gebe ich meinem Neid einen Namen, einen Begriff, der ihn, meiner Meinung nach, gut beschreibt.

Sagen wir mal, mein Neid möchte „Gelb vor Neid“ heißen…

Nun lass ich mal meinen „Gelb vor Neid“ FÜR sich sprechen!

Vielleicht sagt er mir ja: “Ich bin neidisch auf jede erfolgreiche, schöne und glückliche Frau!“

Möglicherweise verurteile ich instinktiv den Neid dafür, weil diese Eigenschaft von unserer Gesellschaft höchst verabscheut wird.

Dann denke ich aber nach, warum mein Neid dies wohlwollend meinen könnte und hier des Neides Gedanke dazu: „Ich bin auf sie neidisch, denn ich möchte dein Ansporn sein, dich mehr um dich selbst zu kümmern, selbstbewusster zu werden, deine Selbstzweifel zu überwinden und eigene Erfolge zu feiern!“

Nun werde ich erkennen, dass dieser Neid mir Gutes wünscht. Er will nicht, dass ich mich schlecht fühle. Er will nicht, dass andere mich schlecht fühlen lassen. Und vor allem: Das Ganze hat nichts mit meinem Gegenüber zu tun. Sondern mit mir. Ich projiziere lediglich auf andere…

Vielleicht kann ich meinem Neid gar die Hand reichen und mir Ziele setzen, vielleicht unterstützt mein Neid mich dabei, eigene Wege zu gehen, alt eingesessene Glaubenssätze („Ich bin nicht genug. Ich bin nicht GUT genug. Ich schaffe nichts…“) zu bekämpfen…

Aber nun zu dir: Welche Schattenanteile schlummern in dir? Gier? Missgunst? Hass? Eifersucht?…

Welchen hast du schon deine Hand gereicht? Welche versuchst du hingegen noch zu verstecken?

Versuche es doch mal MIT ihnen, dann kannst du endlich GANZ DU sein.

Text von:

www.wortkuenstlerin.com

Claudia Contu, Ghostwriterin, Texterin und Lebensberaterin

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One thought on “Mit den eigenen Schatten versöhnen: Reflexion & Übung zur Integration unliebsamer Gefühle

  1. In Wahrheit können wir uns selbst am besten sehen, wenn wir die anderen anschauen. Und unser Leben. Es sind Spiegel.

    Wir begegnen immer dem, was wir sind. Fröhliche Menschen begegnen fröhlichen Menschen – und mürrige anderen, ähnlich gesinnten.

    Verläuft Dein Leben gut und glücklich oder hast Du immer wieder Pech? Auch das ist – ja, tatsächlich – der Ausdruck unserer Einstellung zu uns selbst in der Realität verwirklicht.

    Wir sind die Ursache für alles, das uns geschieht. (-:

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