Väter im Wandel: Ehrliche Familienbilanz statt Geschenke zum Vatertag 2023

vatertag 2023

Die bunten Bastlereien der Kinder zum Vatertag sind sehr süß und freuen die Papas des Landes zu heutigen Vatertags bestimmt. – Was allerdings wesentlich wichtiger und gesellschaftlich dringend notwendig ist, ist ehrlich Bilanz zu ziehen. Wie läuft es im Alltag? Wie ist die Struktur in der eigenen Familie aufgestellt? Wie geht man mit Herausforderungen, Stress und Alltagslogistik um? Und wie verteilt sich der Mental Load im modernen Familienleben?

Lass den Vater so sein, wie er will!

Ja, harte Ansage – das ist mir bewusst. Aber in „modernen“ Familien ist es leider oft der Fall, dass der Vater sich einbringen will, ihm gute Zeit mit den Kindern wichtig ist und er Aufgaben übernehmen mag, die laufend anfallen, es wird aber gut gemeint verhindert.

Wenn wir (Mütter) ständig eingreifen, besserwisserisch hinterherlaufen und den Rucksack für den Ausflug auf den Spielplatz am Ende wieder aus- und neu einräumen, nur damit die richtige Kappe dabei ist, dann ist das nicht nur mehr Aufwand für uns, sondern echt nicht gut für den Vater. Er wird mit Sicherheit den Schwerpunkt für den Rucksackinhalt anders setzen – Snacks oder Wechselgewand vergessen oder auch mal die andere Flasche verwenden – aber hej, wenn er dann in der Situation damit umgeht, ist das doch okay!

Machen lassen – statt: „Ich mach das schon!“

Gerade nach der ersten, intensiven Babyzeit ist es wichtig, den Mann auch ran zu lassen. Ans Baby und an den Alltag. Auf seine Weise! Mir fällt das „Gib her, ich mach das schon!“ auf, wenn wir bei Freunden zu Gast sind und ab und zu erwische ich mich auch selber dabei, lieber meine Gangart weiter zu verfolgen, statt Vielfalt, mehr Kreativität und seine Sicht zuzulassen.

Das liegt klar an unserer Prägung, die uns das Patriachat der letzten Generationen eingebracht hat und ist bestimmt auch nur gut gemeint, kann aber ganz schnell einen emotionalen Keil in die Familie treiben. „Maternal Gatekeeping“ ist der Begriff, der dieses Phänomen beschreibt und das ist im Wesentlichen die allwissende Gluckenmutter, die wir eigentlich ja gar nicht sein wollen.

„Sehr viele Väter haben Vereinbarkeitsprobleme. Sie stehen aber nicht dazu. Sie melden sich nicht öffentlich, weil sie denken, sie seien dann schwache Männer. Ihre Probleme werden bagatellisiert und teilweise auch ironisiert.“

Margrit Stamm

Stamm, M. (2017). Neue Väter: Mythen und emprische Fakten. Psychologie & Erziehung,
1, 10-15. Hier gehts zum Dokument.

Was sich hier auftut, ist ein toxisches Beziehungsmuster, das im Konflikt enden kann, weil beiderseitiges Unverständnis und zu wenig ernst genommene Stresssituationen triggern können.

Rollen zulassen und neu verteilen: Vatertag 2023

Woher das kommt, liegt für mich auf der Hand: viele von uns Mamas haben sich bewusst für das Kind / die Kinder entschieden und aufgrund sozialer Bedingungen ihre Erwerbsarbeit reduziert und womöglich dabei komplett auf die Karriere verzichtet.

Auch wenn es im ersten Moment nicht wichtig ist, weil das Kind an erster Stelle steht, tut es doch weh, wenn der Mann dann die „Freiheit“ in der Arbeit und seine berufliche Selbstverwirklichung leben kann. Also versinken wir sehr tief (und mit Hang zum Perfektionismus) in der Mutterrolle, die wir dann mit Zähnen und Klauen verteidigen und uns nicht zuletzt über die Mutterrolle definieren. (Nicht ohne sich gleichzeitig den freien Abend, den Urlaub ohne Kinder,… herbeizusehnen – mit leisem Seufzen, weil es ja nicht geht.)

Das führt zwangsläufig in die altbekannte Rollenzuteilung, nach der sich, wie schon unsere Eltern, Mutter und Vater ihre Rollen sehr konservativ leben: Der Ernährer und die Vollzeitmum.

Familienbilanz zum Vatertag

Egal, wie wir unsere Familie in der heutigen Bilanz erkennen – was uns allein gemeinsam ist, ist das Wohl des Kindes! Und genau darum geht es in der verfahrenen Situation leider nicht, denn für das Kind ist es nicht wichtig, WER es durch den Alltag begleitet, sondern WIE es geschieht.

Und es zählt nicht der Perfektionismus. Vergessenes Wechselgewand, kein Taschentuch dabei, Trinkflasche undicht – alles Momente, die ein Handeln erfordern und dem Kind automatisch eine Lerneinheit bieten. Wenn solche alltäglichen Hoppalas abwechselnd mit Mama UND Papa durchlebt werden, dann wird das Repertoire der Kids umso bunter und der Umgang kreativ. Das Coole daran ist, dass das Kind immer etwas lernt, auch wenn die Situation im ersten Moment eher unlustig wirkt.

Ob es da einen guten Weg raus gibt? Ich finde die ehrliche Familienbilanz eine schöne Möglichkeit. Jede:r darf sagen, was sie/ihn gerade beschäftigt und wo man sich eine Änderung wünscht. Und daraus abgeleitet erstellen wir zusammen eine „ToDo Liste“ für die nächste Zeit – mit ZUTEILUNG! Und dann wird der Rucksack vom Elternteil gepackt, der ihn dann tatsächlich auch benutzt!

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