Befreie dich: Wie aus Wunden Selbstliebe wird.

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Welch ein immenser Trend die Selbstliebe doch geworden ist. Aus aller Munde kommen Aussagen wie: „Liebe deinen Körper, er gehört zu dir!“, oder aber: „Wenn du ihn nicht liebst, mach was dagegen, auch das kann Selbstliebe sein!“ Und schon ertappte ich mich dabei: Na was ist denn nun die Selbstliebe? Zu bleiben, wie ich bin oder zu verändern, was ich nicht mag?

Ich schaue mich an

Also habe ich mich mal näher betrachtet. Genau an diesem Punkt bemerkte ich, wie selten ich dies tatsächlich tat. Vor allem jene Stellen, gegenüber denen ich abgeneigt war. Jene zu verstecken, selbst vor mir selbst, darin war ich längst schon ein Champ geworden.

Nun saß ich also vor diesem viel zu großen Spiegel und schaute weiter dorthin, wohin ich eigentlich nicht wollte. Mein Bauch, mit all seinen Erinnerungen: Etwas zu viel seit der zweiten Schwangerschaft. Etwas zu gemustert für meinen Geschmack. Gestreift mochte ich noch nie sonderlich, nicht auf meiner Kleidung, geschweige denn auf meinem Körper. Tränen kullerten mir über die Wangen. Ausnahmsweise ließ ich sie laufen, statt sie, wie so oft, schnell abzuwischen, mich anzuziehen und abzulenken. Es kitzelte ein wenig, als sie am Kinn angelangten und kurz daran haften blieben, bis die Schwerkraft siegte – wie beim Bauch übrigens auch…

Selbstliebe

Dann wanderte mein Blick weiter nach oben. Mein Gesicht. Diese Narben. Meine Jugend war geprägt von Akne, die mich durch Vernarbungen weiterhin zu begleiten wünschte. Wie sehr ich sie hasste, diese Furchen und Krater, selbst, wenn andere sie nicht so schlimm fanden, wie ich es zu tun vermochte. Ich beäugte sie, ganz ohne kosmetische Hüllen und Schichten. Was ich nicht alles schon versucht hatte. Von Säuren bis hin zu Lasertherapien. Selbst die Uringeschichte fand ich erprobenswert.

Ich SAH und FÜHLTE nicht mich

Ich sah mich also an, dennoch SAH ich mich nicht. Ich FÜHLTE mich nicht. Was ich sah und fühlte waren schmerzhafte Erinnerungen, Wunden, die noch nicht verheilt waren. Längst vergangene Zeiten, in denen ich mich schon mal schöner fand. Komplimente, die nicht mehr zu greifen schienen. Und Momente, die mich beleidigten, verurteilten, verletzten. Distanz, eine viel zu große Entfernung zwischen mir und… mir.

Ich weinte abermals, meine Emotionen kochten hoch und nackt, wie ein Häufchen Elend, fühlte ich mich dennoch plötzlich von Sekunde zu Sekunde freier… gar leichter. Ich sah mich an und meine Augen erschienen so liebevoll. Irgendwie mochte ich sie. Schon immer, eigentlich. Meine Lippen waren wohl auch nicht so schlecht. Ich musste bei diesem Gedanken lächeln. Oh, das meinten sie also, mit dem ansteckenden Lachen. Irgendwie habe ich schon so einiges an mir, das ich mag. Ach, da waren diese Narben, dieser Bauch, aber auch diese Augen, dieses Lächeln. Es ist also doch nicht nur die Haut, die mich ausmacht. Und schau an, wenn ich lächle, sehe ich meinen Bauch gar nicht mehr…

Nun SAH und FÜHLTE ich mich anders. Ich streichelte mir über die Wangen und über den Bauch und begriff plötzlich meinen ganz eigenen Zugang, der mich aus meinem Leid befreien konnte. Denn ja, Selbstliebe muss und kann nicht an bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen festgemacht werden… Muss und kann nicht für jede von uns gleichermaßen sein.

Akzeptanz, Annahme und SELBSTLIEBE

Ich begann mich zunächst mal zu AKZEPTIEREN. Zu akzeptieren, wie mein Körper nun mal aussah. Wow, welch ein großartiger Fortschritt dies für mich war. Mich voll und ganz ANNEHMEN. (-> Selbstakzeptanz, Selbstannahme)

Dann begann ich was FÜR meinen Körper zu tun. Ich begann, mir nicht nur Make Up ins Gesicht zu pinseln, um es zu verstecken, sondern suchte nach dem für mich richtigen Artikel, um meiner Haut GUTES zu tun. Und ich cremte mich abends nicht mehr ein, um meine Unreinheiten und Streifen zu bekämpfen, also GEGEN diese zu sein, sondern massierte und streichelte vielmehr meine Haut, um sie zu unterstützen und FÜR sie zu sein. (-> Selbstfürsorge)

Allein dieses neue Mindset verhalf mir zu so viel mehr Lächeln, denn je.

Und plötzlich stellte sich mir nicht mehr die Frage, ob ich mich nun selbst liebe, wenn ich was verändere oder ob ich mich liebe, wenn ich so bleibe und es für gut empfinde. Vielmehr geht es wohl darum, ob ich etwas GEGEN mich oder FÜR mich beabsichtige. (-> Selbstliebe)

That´s all…

Liebe Leserin, versuche dich doch auch mal im Spiegel zu betrachten, jene Stellen tiefgründig anzuSEHEN und zu FÜHLEN, die du weniger an dir magst und dir zu überlegen, was du denen Gutes tun könntest, wie du FÜR sie sein könntest. Dies kann schon mal Wunder bewirken 🙂

Wortkünstlerin Claudia Contu

Autorin, Ghostwriterin und Texterin, Lebensberaterin

www.wortkuenstlerin.com

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