Als Mama von zwei Kindern weiß ich, wie herausfordernd es sein kann, den Bedürfnissen beider gerecht zu werden. Während eine spielen will, hat die andere Hunger – und zwar JETZT! Auf dem Spielplatz will eine schaukeln, die andere schreit vom Klettergerüst: Schau mal, wie hoch ich bin… Manchmal würde ich mich wirklich gerne zweiteilen – aber weil das bekanntlich nicht geht, möchte ich in Zukunft versuchen, im Alltag öfter Exklusivzeit für Kinder unterzubringen. Welche Erfahrungen wir bisher damit haben, was es damit auf sich hat und warum das Kindern und Eltern gut tut.
Unsere Erfahrung: Ein Wochenende getrennt voneinander
Vor einigen Monaten wagten wir ein Experiment: Mein Mann und ich haben beschlossen, getrennt voneinander mit jeweils einem Kind ein Wochenende zu verbringen. Während ich mit unserer Kleinen nach Prag gereist bin und mich dort mit Freunden getroffen habe, ist mein Mann mit der Großen nach Madrid zu seiner Familie. Am Anfang war es den Kindern nicht ganz geheuer, warum wir denn nicht alle gemeinsam verreisen – aber im Endeffekt war es dann eine wunderbare Erfahrung, die uns allen gut getan hat.
Endlich konnten wir uns mal ganz bewusst nur auf ein Kind konzentrieren. Ohne die alltäglichen Ablenkungen und Anforderungen von der großen oder kleinen Schwester konnten wir die Interessen und Bedürfnisse jedes Kindes besser verstehen und einfach die gemeinsame Zeit genießen. Diese Erlebnisse haben unsere Bindung gestärkt und uns allen gezeigt, wie wertvoll Exklusivzeit für Kinder ist.
Exklusivzeit für Kinder im Alltag
Nach dem feinen Wochenende war der Plan, Exklusivzeit auch im Alltag regelmäßig einzubauen – es muss und kann schließlich nicht immer eine große Reise sein. Doch wie es mit dem Alltag so ist, die Tage, Wochen und Monate ziehen dahin und wir haben festgestellt: Es ist gar nicht so leicht, Zeit für Exklusivzeit zu finden und sich diese auch bewusst zu nehmen. Das soll sich aber ändern, deshalb habe ich ein paar Ideen für exklusive Momente im Alltag gesammelt, die sich leicht umsetzen lassen:
- Ab ins Bett: Vor dem Schlafengehen freut sich jedes Kind über ein paar Minuten Exklusivzeit. Eine kurze Geschichte lesen, noch was Spielen, kurz über den Tag sprechen oder einfach Kuscheln. Und das andere Kind? Das kann in der Zwischenzeit dasselbe mit dem anderen Elternteil machen und am nächsten Tag wird getauscht.
- Gemeinsame Hobbys entdecken: Kinder sind unterschiedlich genauso wie ihre Interessen. Vielleicht ergeben sich daraus gemeinsame Hobbys und Aktivitäten, die dann besondere Erinnerungen schaffen. Basteln, Sport, Musizieren, gemeinsam Kochen oder Backen etc. da sind bestimmt Dinge dabei, die auch Mama oder Papa besonders viel Spaß machen.
- Kleine Ausflüge: Ein Spaziergang im Park, ein gemeinsamer Besuch im Café oder ein gemeinsames Mittagessen im Restaurant – solche Ausflüge müssen nicht aufwendig sein, um wirkungsvoll zu sein.
Warum Exklusivzeit den Kindern gut tut
Wenn Kinder die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Elternteils bekommen, fühlen sie sich wertgeschätzt und geliebt. Sie müssen sich mal nicht gegen Schwester oder Bruder behaupten – das stärkt ihr Selbstbewusstsein und gibt ihnen das Gefühl, einzigartig und besonders zu sein. Darüber hinaus ist Exklusivzeit auch gut für eine tiefe emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind.
Warum Exklusivzeit den Eltern gut tut
Und was ist mit uns Eltern? Sich mal nur um ein Kind kümmern zu müssen, nur die Bedürfnisse eines Kindes zu sehen und zu erfüllen, ist echte Qualitätszeit – nicht nur für die Kinder, sondern eben auch für uns Eltern. Das Gefühl, sich mal nicht zweiteilen zu müssen, gibt uns die Möglichkeit, uns mal ein wenig zu entspannen, zu regenerieren und neue Kraft zu schöpfen. In der Hektik des Alltags vergessen wir nämlich zu oft, wie wichtig es ist, auch auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten.
Wie man Exklusivzeit für Kinder einführen kann
„Ich will auch mit der Mama“ – diese Reaktion kennen sicher viele. Wenn man Exklusivzeit mit einem Kind verbringt, bedeutet das auch, dass ein Kind warten muss, dass es vielleicht nicht davon begeistert ist und man auch mit Gegenwind rechnen muss. Was tun also?
Danielle Graf und Katja Seide, Autorinnen des Bestsellers „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“ empfehlen in Ihrem Blog, Kinder zunächst an Alleinzeit zu gewöhnen. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, um die Exklusivzeit des Geschwisterchens nicht zu stören. Natürlich können Neid und Eifersucht auftreten, aber hier hilft es, wenn das andere Elternteil Zeit hat, sich mit dem „übrig gebliebenen Kind“ zu beschäftigen, vorzulesen oder zu spielen. Gerade bei etwas größeren Kindern kann man auch gut erklären, dass jedes Kind die Exklusivzeit bekommt, aber eben nicht gleichzeitig.
„Exklusivzeit ist eine Investition in das Wohlbefinden aller Familienmitglieder.“
Danielle Graf & Katja Seide
Danielle Graf und Katja Seide betonen, dass sich Exklusivzeit für Kinder auf jeden Fall lohnt, denn sie sei eine „Investition in das Wohlbefinden aller Familienmitglieder“. Geschwister, deren Aufmerksamkeits-Tank gut gefüllt ist, streiten sich weit weniger, weil der Neid und die Eifersucht nachlassen.
Exklusivzeit – mein Fazit
Exklusivzeit ist wichtig, aber im hektischen Familienalltag nicht immer ganz leicht unterzubringen. Trotzdem, oder gerade deshalb kann die Bedeutung von Exklusivzeit aber nicht hoch genug eingeschätzt werden. Diese kostbaren Momente ermöglichen es uns, unseren Kindern die volle Aufmerksamkeit zu schenken, unsere eigenen Batterien aufzuladen und gleichzeitig den Bindungs-Tank unserer Kinder aufzufüllen. Ob es nun ein Wochenendausflug oder ein paar Minuten vor dem Schlafengehen sind – jede Form von Exklusivzeit ist wertvoll und bereichert unser Familienleben nachhaltig.