Schnuller abgewöhnen – 7 Tipps für den Schnuller-Abschied

Schnuller abgewöhnen

Lulli, Nucki, Schnulli, Dutzi – egal wie er bei euch genannt wird: Der Schnuller ist für viele Kinder ein geliebter Begleiter. Er beruhigt, tröstet, gibt Sicherheit in ungewohnten Situationen und hilft nach einem langen Tag, zur Ruhe zu kommen. Kein Wunder also, dass der Abschied vom Schnuller vielen Kindern so schwer fällt. Es ist ein bedeutsamer und nicht ganz leichter Schritt, sich von der lieb gewonnenen Gewohnheit zu trennen.

Auch bei uns steht der Abschied vom Schnuller bei Tochter Nr. 2 kurz bevor und deshalb habe ich mir angeschaut, welche Möglichkeiten es gibt, das Schnuller Abgewöhnen zu gestalten – vom sanften Entwöhnen bis hin zum Ende mit Schrecken statt einem Schrecken ohne Ende ist. Ganz wichtig dabei: jeder Weg ist individuell und es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.

Schnuller

Schnuller abgewöhnen – warum überhaupt?

Sich früher oder später vom Schnuller zu verabschieden, macht aus mehreren Gründen Sinn:

1 – Zahngesundheit

Der Schnuller kann bei langer und intensiver Nutzung zu Zahnfehlstellungen führen. Die bekannteste ist der „lutschoffenen Biss“. Dabei verschieben sich die Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer, um Platz für den Schnuller zu schaffen. Diese Fehlstellung kann zu Problemen mit dem Kiefer und Schluckbeschwerden führen und steht sogar im Verdacht Mittelohrentzündungen zu begünstigen. Bei Milchzähnen korrigiert sich so eine Fehlstellung meistens noch recht gut von alleine und zwar innerhalb von sechs Monaten nach dem Schnuller-Aus. Aber manchmal macht so eine Fehlstellung später auch eine kieferorthopädische Behandlung erforderlich.

2 – Sprachentwicklung

Logopäden und Sprachtherapeuten weisen darauf hin, dass ein zu spätes Entwöhnen vom Schnuller negative Auswirkungen auf die Sprachentwicklung haben kann. Insbesondere die Artikulation von S- und Z-Lauten kann beeinträchtigt sein. Das kann zu Sprachstörungen wie Lispeln führen.

3 – Soziale Entwicklung & Selbstständigkeit

Wer ständig am Schnuller nuckelt, interagiert oft weniger mit anderen Kindern und so kann auch die soziale Entwicklung unter dem Schnuller leiden. Außerdem lernen die Kinder durch das Abgewöhnen des Schnullers verschiedene Beruhigungsmethoden und entwickeln eine gesunde Bewältigungsstrategie für Stress, Frust oder Unbehagen. Schließlich stärkt es auch die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen der Kleinen zu sehen, dass sie es auch ohne Schnuller gut schaffen und ihn eigentlich gar nicht mehr brauchen.

kinder zaehne

All diese Punkte sind für uns Erwachsenen gut nachvollziehbar, aber ein Kleinkind wird man mit diesen Argumenten wahrscheinlich nicht davon überzeugen, den Schnuller sein zu lassen. Aber wie geht es dann?

Schnuller abgewöhnen – so kann es gelingen

1. Zeitpunkt wählen

Wie so oft im Leben und besonders im Leben mit Kindern, kommt es auch beim Abgewöhnen des Schnullers auf den richtigen Zeitpunkt an:

  • Kinder beobachten: Einige Kinder zeigen von selbst weniger Interesse am Schnuller, was ein Anzeichen dafür sein kann, dass sie bereit sind, ihn loszulassen.
  • Große Veränderungen vermeiden: Der Abschied vom Schnuller sollte nach Möglichkeit nicht mit anderen großen Veränderungen oder schwierigen Phasen in der Entwicklung zusammenfallen. Das kann die Eingewöhnung im Kindergarten, ein Umzug oder die Ankunft eines neuen Geschwisterchens sein.
  • Richtiger Zeitpunkt – auch für uns selbst: Nicht nur für die Kinder muss der Zeitpunkt passen – auch bei uns selbst sollten wir auf das Timing achten! Haben wir gerade keine Kapazitäten, Wutanfälle und Frust der Kinder gut zu begleiten, ist es vielleicht nicht der richtige Moment! Wir sollten uns auch nicht von außen drängen lassen. Nur weil wir vom Umfeld immer wieder zu hören kriegen, dass es doch nun mal Zeit wäre, den Schnuller wegzulassen, sollten wir keinen Stress bekommen.

2. Gemeinsame Entscheidung

Von selbst werden wohl die wenigsten Schnuller-Kinder vom geliebten Nucki lassen. Auch wenn wir als Eltern das „WAS“ entscheiden, können die Kinder – je nach Alter – beim „WIE“ mitentscheiden.

  • Kinder involvieren: Offen darüber zu sprechen, dass der Schnuller in naher Zukunft verschwindet, bereitet die Kinder auf die Veränderung vor und gibt ihnen die Möglichkeit, mitzuentscheiden, wie das Ganze passieren wird. So kriegen die Kinder ein Gefühl von Eigenverantwortung und werden ermutigt, Gedanken und Gefühle auszudrücken.
  • Vorbereitung hilft: Es gibt sehr viele Bücher zum Thema Schnuller abgewöhnen. Bei uns ist im Moment dieses hier hoch im Kurs: „Ich will keinen Schnuller mehr“ von Meritxell Noguera und Mercé Seix. Das gemeinsame Lesen und Vorlesen bereitet die Kinder auf das Thema vor und zeigt, dass es auch ohne Schnuller geht.

3. Schrittweise Reduzierung

  • Schritt für Schritt: Ein guter Weg in Richtung Abgewöhnung ist es, den Schnuller nur noch zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Orten anzubieten, wie zum Beispiel Zuhause und nur im Bett beim Einschlafen. Ein fixer Platz an dem sich der Schnuller tagsüber „ausruht“, kann hilfreich sein. So können die Kinder den Schnuller „schlafen legen“ und es entsteht ein kleines Ritual.
  • Ersatz finden: Alternative Beruhigungsmethoden, wie Kuscheltiere oder eine Kuscheldecke können den Kindern helfen, sich zu beruhigen.
kuscheltier scaled

4. Belohnungssystem

  • Positive Verstärkung: Erstellt gemeinsam mit eurem Kind ein Belohnungssystem, bei dem es für schnullerfreie Tage kleine Belohnungen bekommt, wie Aufkleber oder ein gemeinsames Spiel.

5. Abschiedsritual

  • Zeremonie gestalten: Ein besonderes Abschiedsritual für den Schnuller kann die Trennung leichter machen. Wie wäre es zum Beispiel damit, den Schnuller im Garten zu begraben? Oder kommt vielleicht die „Schnullerfee“ vorbei? Auch Schnullerbäume sind eine schöne Möglichkeit, Abschied vom geliebten Schnuller zu nehmen.
  • Emotionen zulassen: Dass der Schnuller wirklich nicht mehr da ist, das führt bei den meisten Kindern zu starken Gefühlen: Trauer, Wut, Ärger – das alles ist ganz normal. Die Kinder brauchen Raum, diese Gefühle auszudrücken und Eltern, die diese Gefühle aushalten.
Schnullerfee und Schnullerbaum

6. Schluss mit Lustig

Es gibt auch Kinder, bei denen schrittweise Entwöhnung, Belohnung oder Rituale nicht funktionieren. Wenn man sich als Eltern wirklich sicher ist, dass der Schnuller weg muss, dann gibt es in so einem Fall auch „radikale“ Lösungen – ich selber hoffe, dass wir es mit einer sanfteren Methode schaffen…

  • Schnipp Schnapp: Manche Eltern schwören darauf, die Schnuller mit der Schere immer wieder ein bisschen zu „kürzen“. So „schmeckt“ der Nucki nicht mehr und wird dann scheinbar von selbst verweigert.
  • Aus den Augen, aus dem Sinn: Recherchiert man im Internet nach Wegen zur Schnuller-Entwöhnung findet man auch das: Einfach alle Schnuller nehmen und entsorgen. Wenn man sich für diesen radikalen Weg entscheidet, sollte man die Kinder aber wenigstens vorbereiten und ihnen mit etwas Vorlaufzeit das Ende der Schnullerzeit ankündigen.

6. Geduld und Unterstützung

  • Geduld haben: Egal wie der Schnuller abgewöhnt wird – wir Eltern sollten uns darauf einstellen, dass der Prozess Zeit braucht und Rückschläge normal sind. Wir sollten versuchen, geduldig mit unseren Kindern zu sein und es sie so gut wie möglich bei diesem wichtigen Schritt unterstützen.
  • Liebevolle Begleitung: Auch wenn uns selber der Schnuller und die tägliche Diskussion darüber schon nervt – wir sollten versuchen, das Kind zu ermutigen und ihm das Vertrauen geben, dass es stark genug ist, den Schnuller loszulassen!

Der Abschied vom Schnuller ist ein echter Meilenstein in der Entwicklung unserer Kinder und auch wenn wir es bei unserer Großen schon einmal gut hinbekommen haben, bin ich schon sehr gespannt, wie es bei unserer zweiten Tochter werden wird und welche Methode bzw. welche Kombination es schlussendlich wird. Mut macht mir auf jeden Fall, dass viele Eltern die Schnuller Abgewöhnung im Nachhinein als weniger schlimm beschreiben als befürchtet. In diesem Sinne – viel Erfolg! 🙂

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