HIER SCHREIBT ALVA. EHRLICH UND ECHT – AUS DEM LEBEN MIT KINDERN & MIT DEM NÖTIGEN SCHUSS HUMOR:
Dieses Mal schreibe ich eine Geschichte über mein drittes Mädchen. Sie hat vielleicht immer die Kleidung und Spielsachen der älteren Geschwister, aber das waren dann auch schon die nennenswertesten Gemeinsamkeiten (von Mama und Papa abgesehen).
Alle sagten das Dritte, wirst sehen, das läuft mit. Ich habe ja keine Ahnung ob das irgendwo tatsächlich so abläuft, aber mein Kind läuft nicht mit, das überholt uns alle.
Hatte ich vorher bei den anderen beiden selten Diskussionen wegen Kleidung, Fernsehen, Aufstehen, weil ich mich immer damit brüstete sehr klar zu sein. Dieses Kind will alles genau wissen, hinterfragen und dann darüber diskutieren. Sie will genauestens erklärt haben, warum sie nicht vom Barhocker springen darf, um mir nach meiner Begründung vehement zu widersprechen – dass sie das sehr wohl kann, weil sie es auch schon gemacht hat und wenn es dieses Mal schief ginge, sie ja dann wenigstens fürs nächste Mal daraus lernen könne.
Gescheit war sie also auch sehr.
Hier ein kürzlich stattgefundener Dialog.
„Mama, darf man eigentlich mit Seife die Badezimmerfliesen einschmieren?“
„Äh, nein.“
„Oh, blöd, dann hab ich aus Versehen die Badezimmerfliesen eingeschmiert!“
„Aber es war doch mit Absicht.“
„Ja, aber da wusste ich ja noch nicht, dass man das nicht darf. Darum war es ein Versehen.“
Oder dieser:
„Mama, liebst du mich immer?“
„Ja, mein Schatz. Ich liebe dich immer.“
„Auch wenn ich Schokolade aus deiner Tasche gestohlen habe?“
„Auch wenn du Schokolade gestohlen hast. Dann find ich zwar die Tatsache, dass du mir Schokolade gestohlen hast nicht gut, aber dich lieb ich immer.“
„Das ist gut. Denn ich hab sie nicht nur gestohlen, sondern auch schon gegessen.“
Wenn man sich diese Worte aus dem Mund des kleinen Lockenköpfchens vorstellt, wird klar: Hier muss man höllisch aufpassen. Ernst zu bleiben, auch einmal klar zu sagen was nicht geht und vor allem nicht an die Pubertät denken.
Auch ihre Schwestern überlistet sie regelmäßig und so räumt jemand für sie auf oder bringt ihr etwas, weil sie gut argumentiert, warum sie das nun nicht machen kann.
Unlängst war sie krank. Unerwähnenswert, dass dieses Mädchen auch mit 40 Grad Fieber zwei Portionen Spaghetti isst, um dann die aufgenommene Energie in Couchturnen und -springen zu verwandeln. Darum durfte sie ausnahmsweise viel fernsehen. Damit sie auch liegen blieb. Das klappte mäßig, aber doch.
Eine Woche darauf, als ich sie darauf hinwies, dass in ihrem Zimmer alle Pixibücher verstreut lagen, zuckte sie mit den Achseln. Ich bat sie diese mit mir gemeinsam einzuräumen, doch sie schaute nachdenklich in die Luft und meinte. „Das war ich doch gar nicht. Das war der Pumuckl.“
(Ich muss wohl hier nicht erwähnen, was wir für eine Serie im Krankenlager am allerliebsten geschaut haben.)
Ich drückte sie und sagte. „Schatz, das war nicht der Pumuckl. Bitte hilf mir einräumen, du weißt, dass der Pumuckl eine Erfindung ist.“ Sie verschränkte die Arme. „Das mag schon sein, aber dass es den nicht gibt, und der das nicht gewesen ist, der dieses Chaos gemacht hat, musst du mir erst einmal beweisen.“
Hilfe dieses Mädchen ist ja wie…ist ja wie…ist ja wie ICH!
An dieser Stelle möchten wir uns bei Susanne Binder für die bisherige Unterstützung mit Tusche und Feder bedanken… sie hat die bisherigen FREITAGSGESCHICHTEN illustriert und sie zu dem gemacht, was die Kolumne ist, nämlich BUNT und witzig. Ab sofort übernehmen unsere Töchter die Zeichenstifte und bekommen einen kleinen, regelmässigen Auftritt. „Pumuckl“ ist das Werk von Tochter F. von Alva!