Körpergefühl | Und was wir davon an unsere Kinder als Vorbild weitergeben.

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Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern,  dass meine Eltern mich oft ermahnt haben, wenn ich mir ein Stück Kuchen nachgeholt habe. „Davon bekommst einen dicken Hintern!“ Traurigerweise war ich in der Kindheit wirklich ein bisschen mollig, machte kaum Bewegung, hatte ein negatives Körpergefühl und habe mich ein bisschen in Richtung Frust-Esserin bewegt. Und das, was sie bestimmt nie böse gemeint haben, hat sich bei mir ganz tief eingebrannt. Nach vielen Jahren der verzweifelten Versuche, mal 2 oder 4 kg in wenigen Tagen loszuwerden, um dann „schöner“ zu sein, nach unzähligen Stunden mit Sport und vielen Verboten beim Essen, kann ich das nun nach fast 37 Lebensjahren und zwei Schwangerschaften entspannter und anders sehen.

Nach zwei Schwangerschaften, in denen ich je 20kg zu- und danach wieder abgenommen habe, und langen Stillzeiten, nehme ich meinen Körper neu und anders wahr. Ich bin dankbar und voller Freude, welches Wunder ich im Stande war zu vollbringen.

Körpergefühl oder WEICH „WIE EIN SCHINKEN“

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Was lebe ich vor? Was gebe ich weiter?

Ich habe zwei Töchter. Sie wachsen in einer teilweise sehr oberflächlichen und auf „Schönheit“ ausgerichteten Welt auf. DAS ist nun die echte Herausforderung.

So gut es geht, versuche ich die innere Stimme zu ignorieren, die teilweise noch schreit: „Wenn du diesen Kuchen isst, dann…..“ – und den Mädchen einen gesunden und selbstverständlichen Umgang mit dem Körper vorzuleben, den man hat, bzw. der sich auch im Laufe der Zeit verändert. Ich will ihnen vorleben, dass wir zwar in der Überflußgesellschaft die Möglichkeit haben, aus allen Lebensmitteln zu wählen und dennoch dafür verantwortlich sind, uns nicht mehr zu nehmen, als wir brauchen.

Körpergefühl und wie wir es benennen

Mein Schlüsselerlebnis fand vor einigen Wochen statt – ich habe meinen Kasten aussortiert, um einige Sachen für den Kleidertausch vorzubereiten. Wie immer war Frl. Tochter mit Eifer dabei, sie versuchte beim Sortieren einen Schal oder eine alte Kette von mir zu bekommen und wollte Geschichten zu den Sachen hören. Ich habe eine meiner alten Jeans auf den Stapel zum Tauschen geworfen und sie fragte: „Was, diese Jeans willst du hergeben, die ist doch voll schön!“

Ich: „Ja, ich mag sie auch, aber sie ist mir zu klein.“

Sie: „Warum? Du hast sie Dir doch gekauft, ich dachte Erwachsene wachsen nicht mehr?“

Ich: „Ich bin nicht gewachsen, ich bin zu dick.“

BAMM.

Das saß. Sie schaute mich mit großen Augen von oben bis unten an und sagte dann mit ehrlichem Blick: „Du bist nicht dick, Mama! Du bist weich wie ein Schinken.“

Sie hat natürlich Recht. Ich bin nicht „dick“ und das macht so deutlicht, wie sehr wir aufpassen sollten, welche Worte wir benutzen. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht, und Kinder sind hellhörig.

DU BIST NICHT DICK, MAMA. DU BIST WEICH WIE EIN SCHINKEN!

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„Wann habe ich endlich auch braune Haare?“

Eine andere Situation gab mir auch zu denken: Die Kleine (3) stand vor dem Spiegel und betrachtete ihre feinen, blonden Haare. Sie strich sie glatt und wuschelte dann wieder durch. „Mama, wann werde ich auch endlich braune oder schwarze Haare haben, wie Du und E und Papa?“ Sie ist als einzige in der Familie blond, sie kommt nach meinem Vater. Ich habe nicht viel dazu gesagt, nur, dass sie die Haare ihres Opas hat und sich die Haarfarbe noch ändern kann. Für den Augenblick hat ihr das gereicht. Ich denke seither viel darüber nach.

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Was kann man machen, um positives Körpergefühl zu vermitteln?

Ich überlege nun konkret seit diesen Gesprächen, wie ich es meinen Töchtern einfach und intuitiv vorleben kann, dass ein (Frauen)-Körper so ist, wie er ist, dass Veränderungen dazu gehören und jeder Mensch für sich ein ganz besonderes Individuum darstellt.

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Einzigartig wie Du

Meine Mädchen sind körperlich unterschiedlich – eine ist sehr schlank, braucht auch nicht viel zu Essen, die andere ist ein „normal“ (nach den Perzentilen) gebautes Kleinkind mit süßem, vorstehenden Bauch und ganz viel kulinarischen Bedürfnissen. Die Haar- und Augenfarbe sind unterschiedlich und auch im Wesen gleichen sie sich recht wenig. Das Vergleichen unter Kindern beginnt oft schon im Kindergarten, die ersten natürlichen Beobachtungen werden nach und nach mit harten Worten und Vergleichen „untermauert“.Da fallen Begriffe und Bemerkungen, die die dann tagelang Kinder beschäftigen.

MEIN UMGANG MIT MIR IST WEGWEISEND: 4 Tipps für ein natürliches Körpergefühl

Ich versuche so natürlich wie möglich mit meinen eigenen Bedürfnissen umzugehen, wenn ich selber mal nicht oder weniger esse, dann fällt es nicht direkt auf. Ich begründe es auf Nachfragen aber ganz deutlich, dass ich dann esse, wenn ich hungrig bin oder eben nicht. Diese Freiheit, die ich selber so liebe, möchte ich gerne weitergeben.

KEIN „ESSZWANG“

Wenn wir gemeinsam essen, dann können die Mädchen entscheiden, ob und was sie wollen. Es muss nicht gegessen werden. Speziell dann, wenn sie mittags im Kindergarten warm essen, ist abends der Hunger nicht so groß.

ZUCKER IST NICHT VERBOTEN

Es gibt keine Verbote, ich versuche lediglich den Zuckerkonsum leicht zu regulieren. Die Kinder haben keinen freien Zugang zu Süßigkeiten, bekommen aber regelmäßig Nachtisch bzw. suchen sich eine Kleinigkeit aus.

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GEMEINSAM EINKAUFEN, KOCHEN UND BACKEN

Das Verständnis für Lebensmittel und die Zutaten will ich ihnen täglich vermitteln. Woher sie kommen, wie sie wachsen und wie sie roh schmecken. Die Inhaltsstoffe und welche Aufgaben sie im Körper erfüllen sind teilweise schon spannend für meine Kinder und werden immer wieder nachgefragt. Viele Gemüsesorten bauen wir selber an und beobachten wie sie wachsen und ernten dann gemeinsam.

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SCHÖN IST NICHT GLEICH SCHÖN

Der Versuch, Dinge und Menschen mit anderen Attributen zu beschreiben, als mit „schön“ „dick“ „dünn“, ist mein Versuch, ihnen die Vielfalt mitzugeben, die den Menschen gebührt. Es soll dazu dienen, ihnen den eigenen Blick zu geben und viele Worte zur Auswahl stellen, das Gesehene zu beschreiben. Ich versuche meinen Töchtern bewußt anderen Beschreibungen zu entlocken, für etwas oder jemanden, das ihnen gefällt: BUNT, FRÖHLICH, FREUNDLICH, BEGEISTERT, GLÜCKLICH, STRAHLEND, GLÄNZEND …. Wenn man damit anfängt, dann fallen einem viele tolle Worte ein!

I FEEL BEAUTIFUL FOR MY KIDS

Anna luz de leon

Wie sehen das andere Frauen und Mütter?

Mit dem Körperbild und wie es Kindern damit geht, beschäftigten sich aktuell viele Frauen, eine davon ist Anna Luz de León, bekannt als Berlinmitte Mom“. Sie hat 2 Töchter und hat ihre Gedanken zu diesem Gespräch notiert, das sie mit ihrer Tochter geführt hat:

„Mama, wenn ich groß bin, werde ich mal nicht dick, das weiß ich. … Ich werde nicht so dünn sein, wie meine Schwester, weil ich anders bin. Aber ich werde wahrscheinlich so … so normal sein.“

„I FEEL BEAUTIFUL FOR MY KIDS“ ♥

– dieses Zitat ist von Anna und stammt aus diesem Beitrag.


Béa Beste von Tollabea schreibt darüber, woher es kommt, dass Kinder bereits in der 1. Klasse, also mit sieben Jahren, mit dem dick/dünn/schön-Thema beschäftigt sind und schon so früh die eigenen Schubladen entwickeln.

„ES BRAUCHT DIE BEWUSSTE ENTSCHEIDUNG, SEINEN KÖRPER SO ZU LIEBEN, WIE ER IST.“

Diesen so wahren Satz habe ich bei ihr gefunden und werde ihn nicht mehr vergessen!

Weiterlesen bei Tollabea

Besonders traurig ist ein Beitrag Béas über den Eintrag eines 7 Jahre alten Mädchens im Freundschaftsbuch ihrer Tochter:

„Wenn ich magische Kräfte hätte: Dann hätte ich mich schöner gemacht.“

Hier schreibt sie darüber auf Tollabea.de

Ist es für Eure Kinder (Töchter) ein Thema?

Lesetipp:

Nunu Kaller, die zwar nix mehr kauft, aber dafür umso mehr schreibt, beschäftigt sich in ihrem neuen Buch „FUCK BEAUTY“ mit genau dieser Thematik. Es fliessen ihrer eigenen Erfahrungen ein und sie versucht auf ihre einzigartige Weise mit dem Schönheitswahn aufzuräumen. Ich bin sehr gespannt auf dieses Werk!

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