Aufklärung für Fortgeschrittene | FREITAGSGESCHICHTEN

SexSHop freitagsgeschichten 1

SexSHop freitagsgeschichten 1

HIER SCHREIBT ALVA. EHRLICH UND ECHT – AUS DEM LEBEN MIT KINDERN & MIT DEM NÖTIGEN SCHUSS HUMOR:

Es gibt da so ein „Geschäft“, mit einem für mein erstes Kind immer schon sehr ansprechenden Schaufenster. Da gibt es Vorhänge in dunkelrot-rosa Farben. Sessel aus Plüsch. Alles ist in Samtdecken gehüllt. Und überall glänzt und funkelt es. Dieses Geschäft befindet sich direkt am Gürtel. Und immer wenn wir daran vorbei fahren, wartet mein Kind im Auto schon sehnsüchtig auf den Laden. Warum? Das hat sich im Laufe der Zeit ziemlich gewandelt.

Als meinem Mädchen Nummer eins das Geschäft das erste Mal auffiel, war sie ungefähr 3,5 Jahre alt. Verträumt blickte sie aus dem Auto in das mit viel Liebe und noch mehr Glamour und Kitsch dekorierte Schaufenster und nuschelte versonnen: „In dieses Geschäft will ich einmal hineingehen, die haben sicher wunderschöne Sachen.“ Dass über dem Geschäft in großen roten Buchstaben „Sexshop“ stand, irritierte sie nicht, denn sie konnte ja nicht lesen, vom inhaltlichen „Nichtwissen“ ganz zu schweigen. Mein Mann und ich schmunzelten immer ein wenig, ob dieses Wunsches und gingen nicht näher darauf ein. Der Shop wurde regelmäßig umdekoriert, doch immer traf es den Geschmack meines Kindes. Rote Rosen, rosa Samtvorhänge und nach wie vor viel, viel goldenes Zeug.

Als das Mädi in der Schule lesen lernte, las sie zwar nun was auf dem Schild darüber stand (also Sex-Sopp), doch sie hinterfragte den Sinn des Namens nicht. Vielleicht dachte sie, dass das Wort „Sex“ der Markenname sei. Als sie dann aber nach und nach und viele Monate und Fragen später aufgeklärt war, hatte ich plötzlich beim „an dem Geschäft vorbeifahren“ eine Menge Erklärungsbedarf. Und ich erklärte und beantwortete nach gutem Wissen und Gewissen. Was ich halt so wusste. Oder ich mir dachte.

Das Gesicht meines Kindes spiegelte eine Mischung aus Entsetzen und Neugier. Wie immer, wenn es um diese Themen ging. Auch war sie über sich selbst schockiert und belustigt, dass sie da unbedingt einmal hineingehen wollte. Nun wurde das Geschäft mit ganz anderen Augen gesehen. Es war deswegen aber nicht minder interessant. Ganz im Gegenteil, die Nase wurde an dem Autofenster platt gedrückt, um es nur ja nicht zu versäumen. Und dann kam etwas für mein Kind komplett Verrücktes. Die Auslage war wieder in Glitzer und Gold gehüllt, doch befand sich auf dem wunderschönen Samtsofa eine Schaufensterpuppe in einer Krankenschwesterntracht.

Ich sah es noch vor ihr, presste die Lippen aufeinander und versuchte bis 10 zu zählen. Bei drei angekommen kam schon die erste Frage: „Du, Mama?? Wieso trägt die Schaufensterpuppe in dem Sex-Shop ein Krankenschwesternkostüm?“

Mittelmädi, dass nur mäßiges Interesse an dem ganzen Thema zeigte meinte: „Vielleicht wegen Fasching?“

Ich wägte ab, wie ich es am besten sagen konnte und entschied mich für: „Weißt du Süße, manche Menschen finden es einfach sehr anziehend in andere Rollen zu schlüpfen.“

Sie dachte kurz über Besagtes nach. Die Augen wurden immer größer bis sie schlussendlich herausquetschte: „Wähhh. Wie verrückt ist das denn?? Die haben dann Sex miteinander in solchen Kostümen????“

Ich nickte. Und mein Kind bekam einen Lachanfall. Die ganze Fahrt kam immer nur Gekichere und Wortfetzen wie „…als Elsa.“ und….“…als Bär.“.

Als sie mich aber zwei Wochen später fragte, was ich für den Papa zum Geburtstag bestellt hätte, konnte ich nicht anders und sagte scheinheilig: „Na, ein Arztkostüm.“ Oh, ewig werde ich den Gesichtsausdruck meiner Tochter nicht vergessen. Diese Verwunderung, die dann einer Erkenntnis wich, was das Gesagte bedeuten könnte. Leider konnte ich mir das Grinsen nicht sehr lange verkneifen und sie bemerkte, dass sie reingelegt worden war. Der Verkleidungsgedanke dürfte aber spuren in den Gedankengängen meiner Tochter hinterlassen haben, denn am Wochenende drauf, als mein Mann und ich uns morgens im Bett über die Tagesplanung unterhielten, stürmte mein großes Kind ins Schlafzimmer, riss uns die Bettdecke weg und rief: „Oh, gut!! Ihr seid nicht nackt!!! Und oh, noch besser!!!! NIEMAND von euch trägt ein Krankenschwesternkostüm.“

Ja tatsächlich. Darüber war ich auch froh!

 

PS: Alle anderen Geschichten von Alva gibt es hier gesammelt!

Die entzückende Illustration stammt aus der Feder von Susanne Binder.

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