Wer kennt es nicht? Plötzlich fangen die Kinder an, Schimpfwörter zu benutzen, die wir lieber nicht hören möchten. Von „Scheiße“ über „Kacka“ bis hin zu „Pups“ – diese Wörter üben auf Kinder eine unglaubliche Faszination aus und scheinen besonders spannend und lustig zu sein. Doch warum ist das so? Und wie können wir als Eltern am besten damit umgehen? Wir beleuchten diese Fragen und haben ein paar Tipps, wie wir „Arsch“, „Pups“ „Kacka“ & Co. Am besten begegnen.
Willkommen in der „verbalanalen Phase“
Seit kurzem ist es bei meiner kleineren Tochter (3) so weit – Schimpfwörter wie „Scheiße“ und alles aus der Kategorie „Fäkalsprache“ ist hoch im Kurs. Da werden Lieder umgedichtet, Namen umgeändert und alles ist „Pupsi“, „Kacksi“, „Popschi“… Die Große stimmt dann natürlich mit ein und meine Nerven stehen regelmäßig vor einer echten Zerreißprobe. Erziehungswissenschaftler und Entwicklungspsychologen sprechen von der so genannten „verbalanalen Phase“ in der all diese Ausdrücke eine besondere Faszination auf Kinder ausüben. Der Kindergarten als Tauschbörse für die neuesten Kreationen tut sein Übriges dazu!
Zugegeben – auch ich verwende Schimpfwörter und auch vor den Kindern rutscht mir manchmal ein „Scheiße“ raus – wenn mir was runterfällt oder etwas daneben geht zum Beispiel. In solchen Situationen finde ich es ok meinem Ärger, der Wut oder dem Schreck auch mal mit so einem Ausdruck Luft zu machen. Das wissen die Kinder auch und auch sie dürfen in solchen Situationen mal „Scheiße“ sagen. Aber nur so zum Spaß und in Dauerschleife muss es dann auch nicht sein.
Warum Kinder Schimpfwörter so lustig finden
Aber was ist es eigentlich, dass Kinder an Schimpfwörtern so lustig und spannend finden?
Lustige Klänge
Viele Schimpfwörter haben lustige Klänge oder sind einfach zu sagen, was Kinder zusätzlich dazu bringt, sie zu benutzen. Die Bedeutung der Worte spielt dabei meistens keine große Rolle, viel mehr ist es die Wirkung die diese Worte haben. Das bringt uns zum nächsten Punkt.
Reaktion der Erwachsenen
Kinder lieben es, Reaktionen hervorzurufen und Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn sie sehen, dass Erwachsene auf ihre Schimpfwörter reagieren, fühlen sie sich bestätigt und nutzen die Wörter weiterhin, um diese Reaktionen zu erhalten. Und Reaktionen auf Schimpfwörter gibt es viele: Überraschung, Lachen, Wut, Schimpfen, Entsetzen – das ist für die Kinder ein super spannendes Spiel!
Tabubruch
Kinder sind von Natur aus neugierig und lieben es, Grenzen auszutesten. Schimpfwörter zu benutzen ist für sie ein Tabubruch, der sie fasziniert und zum Lachen bringt.
Warum es uns Eltern nervt
Nachdem wir wissen, was unsere Kinder so super finden an Schimpfwörtern, ist die nächste Frage, warum uns „Kacka“, „Pups“ und Co. als Eltern so auf die Palme bringen und so sehr triggern.
Erziehungswerte
Die meisten Eltern möchten, dass ihre Kinder respektvoll sind und einen guten Umgangston pflegen. Schimpfwörter passen da natürlich nicht ins Bild und können uns daher frustrieren & verärgern.
Peinliche Situationen
Vor allem wenn die Kinder in der Öffentlichkeit mit Schimpfwörtern & Fäkal-Ausdrücken um sich werfen, kommen wir schnell ins Schwitzen und sind peinlich berührt. „Das sagt man nicht“, hören wir uns dann sagen. Viele Eltern fühlen sich in solchen Situationen unwohl und befürchten, dass sie von anderen verurteilt werden, ihre Kinder nicht „im Griff“ zu haben oder in der Erziehung „versagt“ zu haben.
Wie wir am besten mit Schimpfwörtern umgehen
Es gibt verschiedene Strategien, wie wir als Eltern mit den Schimpfwörtern umgehen können. Welche bei den eigenen Kindern wirken und zur eigenen Familie passen, gilt es auszutesten, das ist nämlich ganz individuell.
- Ruhe bewahren & Ignorieren: Wenn das Kind Schimpfwörter benutzt, ist es eine gute Strategie, ruhig zu bleiben und am besten gar nicht zu reagieren – also weder schimpfen noch lachen! So kriegt das Kind keine zusätzliche Aufmerksamkeit für das Benutzen von Schimpfwörtern und es wird schnell langweilig für die Kleinen.
- Mitmachen: Eine andere Möglichkeit ist es, einfach mitzumachen und dem Schimpfen Raum zu geben. So verliert das Ganze den Reiz des Verbotenen. Lustig kann es auch sein, selber neue „Schimpfwortkreationen“ zu erfinden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wer Inspiration braucht, dem hilft vielleicht der Schimpfwortgenerator von Geolino oder das Kinderbuch „Von Alpakakacka bis Zotteltrottel – Das voll verbotene Abc“
- Erklären statt bestrafen: Anstatt zu schimpfen oder das Kind zu bestrafen, ist es besser, zu erklären, warum bestimmte Wörter unangemessen oder verletzend sein können. Fragt eure Kinder, ob sie die Bedeutung der Worte überhaupt kennen und erklärt ihnen, dass Worte auf verschiedene Menschen auch unterschiedlich wirken.
- Alternativen anbieten: Bietet den Kindern andere Wörter oder Dinge an, die sie statt „Scheisse“, „Arsch“ etc. benutzen können. Besonders dann, wenn mit den Worten Wut ausgedrückt wird, kann auch das Boxen in einen Polster oder das Stampfen auf den Boden eine Möglichkeit sein, sich auszudrücken.
- Vorbild sein: Als Eltern sind wir die wichtigsten Vorbilder für die Kids. Deshalb sollten wir bei uns selbst darauf achten, eine respektvolle Sprache zu benutzen. Wie gesagt, ein Schimpfwort hie und da rutscht wohl allen mal raus und das ist auch nicht weiter schlimm – schließlich sollen die Kinder ruhig auch die Emotionen der Eltern sehen und erleben.
- Grenzen setzen: Klare Grenzen für den Umgang mit Schimpfwörtern sind richtig und wichtig! Vielleicht hilft es, zuhause „Schimpfwortfreie Zonen“ einzurichten. Das heißt im Wohnzimmer werden zum Beispiel keine Schimpfwörter verwendet. Dafür darf im Bad geschimpft werden. Wenn dann alle „Pupsis“, „Kackas“ & Co. draußen sind, kann symbolisch die Klospülung benutzt werden, alle Schimpfwörter werden runtergespült und dann ist wieder genug geschimpft.
Alles nur eine Phase
Wie bei so vielen Dingen im Alltag mit Kindern gilt auch in Sachen „Schimpfwörter“ – Alles ist eine Phase! Nach einer gewissen Zeit, wenn Grenzen ausgetestet und die Reaktionen von verschiedenen Erwachsenen erprobt worden sind, verlieren die Kinder auch wieder das Interesse an „Pups“ und „Kacka“. Bis dahin heißt es einatmen – ausatmen, möglichst ruhig bleiben und auf Erklären statt Ermahnen zu setzen.