„Endlos Fesch ist die erste Fashion Library Wiens, die hochwertige und nachhaltig produzierte u./o. beschaffte Kleidung kurzfristig verleiht. Unsere Community profitiert vom preisgünstigen Zugang zu einem schier endlosen Kleiderkasten. Ziel unseres sozialen Unternehmens ist es Kleidungsstücke länger in der Wertschöpfungskette verweilen zu lassen, ungenutzten Ressourcen einen ökonomischen Mehrwert zu verleihen und Bewusstsein für einen nachhaltigeren Konsum zu schaffen.“
Jessi & Karin, die Gründerinnen von „endlos fesch“ hatten mich mit diesen Zeilen! Vor allem festliche Anlässe und besondere Termine verlangen oft nach wenig alltagstauglicher Garderobe. Warum also nicht gleich leihen statt kaufen? Wie das geht?
FASHION LIBRARY. Die Gründerinnen von „endlos fesch“ in der Interviewreihe
Mode und Lifestyle bewegt viele von uns Frauen. Die Maschine hinter der (Fast)Fashion sollte jedoch dringend hinterfragt und in weiterer Folge gestoppt werden. Viel zu viel landet irgendwo als Müll, manchmal sogar, ohne dass es je ein Mensch getragen hat. Ganz in diesem Sinne engagieren sich Karin und Jessi mit ihrem Projekt „Endlos Fesch“ für mehr Nachhaltigkeit und stellen Kleider zum Ausborgen zur Verfügung. Wie das mit der Fashion Library funktioniert und wie sie dazu gekommen sind, erzählen sie im Interview:
Was hat Dich dazu bewegt, das zu tun, was Du heute machst?
Ausschlaggebend waren die Berge an Kleidungsmüll die durch Fast Fashion ausgelöst werden und die damit einhergehenden negativen Auswirkungen für Mensch und Natur, besonders die prekären Arbeits- und Produktionsbedingungen. Das hat unser heutiges Engagement sehr geprägt, denn der Nachhaltigkeitsgedanke steht bei uns im Vordergrund. Daher ist es auch eines unserer Ziele JungdesignerInnen aus der Region zu unterstützen, die umweltschonende und faire Mode produzieren. So können Mitglieder von Endlos Fesch hochwertige Kleidung von lokalen Designerinnen ausleihen, die unter fairen Bedingungen und aus nachhaltigen Materialien innerhalb Europas produziert werden.
Wie war der Weg hierher?
Als Teil der Initiative von Zero Waste Austria waren wir entsetzt über die Massen an Kleidungsstücken, die nur selten getragen und und gleich wieder entsorgt werden. Wir wollten eine innovative Lösung für dieses Problem finden und begannen zunächst Kleidertauschpartys zu organisieren und mithilfe eines Second-Hand-Mode Fotoprojekts namens „Fesch in Second Hand“ Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Mode schaffen. Das inspirierte uns dazu ein innovatives Modell mit potenziell größerem Impact zu entwickeln. Um Ressourcen zu schonen und den Lebenszyklus vorhandener Ressourcen zu verlängern, gründeten wir die erste Fashion Library Wiens. Unser Ziel ist es das Problem des Kleidungsmülls mithilfe eines innovativen unternehmerischen Konzepts zu lösen.
Wo fühlst Du Dich inspiriert? Arbeitest Du eher daheim? Oder kommen die Ideen auf Reisen?
Wir beide arbeiten gerne “in Bewegung”, damit meinen wir zumeist in co-working spaces, oder sogar im Zug. Z.b. ist uns die Idee PopUps zu veranstalten auf dem Weg nach Linz zur WearFair – Österreichs größte Messe für ökofairen Lifestyle gekommen. Auch der Austausch mit Mitgliedern des Impact Hubs, ein Co-working Space für Social Business und Impact Ventures hat jede Menge Inspiration gebracht. Dort wurden übrigens auch unsere ersten Designer Kooperationen mit den Labels MaMaMu und Tutu Vienna geboren.
Betreibst Du das Label als Business?
Endlos Fesch ist ein soziales Business, das einen nachhaltigen Kleiderkonsum ohne schlechtes Gewissen ermöglicht, der Spass macht. Das Label ist noch im Aufbau und unkompliziert sein ist uns daher wichtig, d.h. wir bieten viel Platz zum Aus- und Anprobieren, Beratung falls gewünscht, genauso wie Getränke und Snacks beim Austausch über Trends und faire Mode. Als besonderen Service bieten wir sogar die Reinigung der ausgeliehenen Kleidungsstücke an, ohne Zusatzkosten. Für Mamas ist das nicht nur praktisch, sondern auch eine ideale Gelegenheit, den Alltag kurzfristig hinter sich zu lassen und sich etwas Gutes zu tun.
Wir Mamas sind besondere Kunden – viele von uns lieben das unique und handgemachte! Folgst Du Trends oder setzt Du welche?
Endlos Fesch ist durch das Konzept einer Fashion Library sicherlich sehr im Trend – weniger konsumieren, Ressourcen schonen und teilen – das ist uns wichtig. Unser Angebot bei Endlos Fesch besteht aus ca. 300 trendigen Teilen für Damen, fair produzierte Mode ermöglicht durch exklusive Kooperationen mit lokalen Designerinnen (z.B. MaMaMu,Tutu Vienna, Die rote Zora), Ex-Lieblingsstücken und Vintagestücken. Da die meisten Teile besondere Einzelstücke sind, setzen wir nicht nur Trends, sondern viel wichtiger, unsere Kundinnen werden zu Trendsetterinnen von nachhaltigen Designs.
Bei welcher Tätigkeit bist Du im FLOW?
Unsere monatlich stattfindenden Pop Ups sind genau unser Ding: wenn viele Mitglieder Kleidung anprobieren, sich bei Prosecco und Kuchen über Fair Fashion austauschen, und Gedanken zu Nachhaltigkeit und tollen Designs teilen – dann sind wir im FLOW. Der Kundinnen-Kontakt ist unglaublich wichtig und motiviert uns dazu unser Konzept weiterzuentwickeln.
Welche Kindheitserinnerung passt zu Deiner Tätigkeit? Was hat Dich geprägt?
(Jessi) Als Kind habe ich die Garderobe meiner 2 älteren Brüder grösstenteils übernommen, denn meine Eltern haben Kleidung immer als wertvolle Ressource betrachtet und wollten nichts wegschmeissen was noch gut war. Kaputtes wurde von der Oma oder der Mama repariert. Ich denke, dass hat einen sehr grossen Einfluss auf mein heutiges Konsumverhalten und unternehmerisches Handeln gehabt.
Wenn Du eine Stadt wärst, welche wäre es und warum?
Auf jeden Fall Wien. Die soziale Infrastruktur ist unvergleichlich und es gibt ein breites Angebot an Förderprogrammen für innovative Projekte. Das wissen wir als soziales Startup sehr zu schätzen, denn der Anfang ist schwer, vorallem wenn man einen innovativen Service anbietet. Außerdem ist Wien eine grüne und trendige Stadt, die Nachhaltigkeit, Abfallvermeidung und die Umwelt fördert – genauso wie Endlos Fesch.
ALLE INTERVIEWS MIT MACHERN: DIE REIHE „SHOP SMALL“ GIBT ES ZUM NACHLESEN!