Interview mit Barbara von Heinrich Jewellery

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„Ich war einmal Rechtsanwältin in einer großen Wirtschaftskanzlei, habe mich um 180 Grad gedreht und habe jetzt ein kleines, feines Schmucklabel und ein Studio im 7. Bezirk in Wien. Unter den momentanen Corona-Umständen erlebe ich in meinem Umfeld immer mehr Menschen, die anfangen, ihren bisherigen Weg zu hinterfragen und die eventuell selbst eine Kurskorrektur einleiten möchten. Mir wäre es eine große Freude, wenn ich mit meiner Geschichte auch Anderen etwas Mut machen könnte.“ Mit diesen Worten hat mich Barbara von Heinrich Jewellery sofort meine Aufmerksamkeit erregt! Ich kann es so gut nachempfinden, denn auch mein beruflicher Werdegang ist alles andere als „üblich“.

Ich finde es extrem spannend, was Barbara auf die Beine gestellt hat! Mit ihrer Kreativität und der Umsetzungskraft kann sie bestimmt viele Menschen ermutigen!

Ich freue mich sehr, dass sich die coole Frau und Mama die Zeit für ein Interview genommen hat.

INTERVIEW MIT BARBARA VON HEINRICH JEWELLERY

Was hat Dich dazu bewegt, das zu tun, was Du heute machst?

Ich war schon immer ein kreativer Geist und habe wahnsinnig gerne mit den Händen gearbeitet. Nach der Schule habe ich mich aber für ein „sicheres“ Jus-Studium entschieden, das mir relativ leicht gefallen ist. Nach der Uni hat rasch eins das andere ergeben und ich bin letztlich als Rechtsanwältin in einer Wiener Großkanzlei gelandet, ohne groß darüber nachzudenken.

Mit der Zeit wurde der Wunsch, mich kreativ ausleben zu können aber immer stärker. Ich bin oft frühmorgens aufgestanden, um vor dem Weg in die Anwaltskanzlei noch eines meiner sogenannten Projekte unterzubringen. Eines davon führte mich an eine Wiener Volkshochschule in den Gold- und Silberschmiedekurs. Ein Kurstag reichte, um zu wissen, dass ich da etwas ganz Besonderes für mich entdeckt hatte.

Irgendwann fühlte ich, dass es Zeit für eine Veränderung war. Ich entschied mich, völlig aus meinem bisherigen Alltagstrott auszusteigen und verbrachte zwölf wunderbare Monate in Portugal. Diese Zeit gab mir Kraft und Mut, einen neuen, kreativen Weg einzuschlagen.

Zurück in Wien absolvierte ich – vorerst noch berufsbegleitend – die Ausbildung zur Gold- und Silberschmiedin. Anfang 2019 gründete ich mein Label Heinrich Jewellery, seit dem Herbst dieses Jahres bin ich stolze Besitzerin eines eigenen Studios in Wien Neubau.

Wie war der Weg hierher?

Der Weg hierher war kurvenreich und geprägt von zahlreichen Höhen und Tiefen. Insgesamt war er aber sehr schön. Ich möchte keine meiner Stationen missen, sie alle haben viel zu dem beigetragen, was ich und mein Label Heinrich Jewellery heute sind.

Wo fühlst Du Dich inspiriert? Arbeitest Du eher daheim? Oder kommen die Ideen auf Reisen?

Ich bin ein sehr intuitiver Mensch und arbeite viel aus dem Bauch heraus. Viele neue Ideen kommen mir, wenn ich einfach am Tun bin. Selten folge ich von Anfang an einem genauen Plan oder gar einer Skizze, ich lasse mich eher von Materialien oder groben Konzepten leiten. Wenn ich ausreichend Zeit habe, in Ruhe in der Werkstatt zu arbeiten und auszuprobieren, entstehen oft tolle neue Projekte.

Genauso inspiriert es mich auch, in der Natur unterwegs zu sein, das kann auf Reisen sein, aber auch daheim im Wald vor unserer Haustür. Wichtig ist für mich nur, ab und zu Zeit zu haben, einmal ganz bewusst an nichts Bestimmtes zu denken.

Ich arbeite derzeit vier Tage in der Woche in meinem Studio in der Wiener Kirchengasse. Das ist ein ganz besonderer Ort für mich, mit dem ich mir letzten Herbst einen großen Traum erfüllt habe. Ich sitze dort quasi in der Auslage und bekomme oft Besuch von Passanten, die nicht nur etwas kaufen wollen, sondern einfach auch einmal live beim Goldschmieden zusehen wollen. Das ist großartig. Ich habe gleichzeitig auch eine Werkstatt zu Hause. Das ist einfach unglaublich praktisch, da ich ja auch einen kleinen Sohn habe und so Familie und Beruf gut unter einen Hut bringen kann.

Betreibst Du das Label als Business?

Ja. Und darüber bin ich sehr glücklich. Endlich voll und ganz das tun zu können, wofür ich brenne, ist großartig.

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Wir Mamas sind besondere Kunden – viele von uns lieben das unique und handgemachte! Folgst Du Trends oder setzt Du welche?

Sich als designaffiner Mensch ganz vor neuen Trends zu verschließen, ist unmöglich. Es interessiert und inspiriert mich, was in der Design-, Kunst- und Modeszene vor sich geht. Nichtsdestotrotz folgt mein Schmuck bewusst keinen bestimmten Trends. Mir ist es viel wichtiger, mit einem Schmuckstück etwas Besonderes für einen besonderen Menschen zu schaffen. Ich produziere daher ausschließlich Einzelstücke oder Stücke als Teile einer Kleinserie.

Die meisten meiner Stücke haben besondere Strukturen bzw. spielen mit Kontrasten zwischen rauen Oberflächen und schmeichelnden Formen oder frischen Farben. Mein Ziel ist es, dass meine Schmuckstücke Geschichten erzählen. Geschichten, die das Leben schreibt.

Bei welcher Tätigkeit bist Du im FLOW?

Fast immer, wenn ich am Werktisch sitze, gute Musik höre, und den Dingen ihren Lauf lassen kann. Ganz oft aber auch bei Dingen, die für mich ein herrlicher Ausgleich sind: im Wald mit meiner Familie, beim Kochen, beim Sandburgen bauen und – leider viel zu selten – beim Yoga.

Welche Kindheitserinnerung passt zu Deinen handgemachten Sachen? Was hat Dich geprägt?

Ich bin in der Wachau aufgewachsen und habe eine sehr schöne Kindheit genossen. Ich erinnere mich gerne ans Spielen im Weingarten, ans Klettern über raue Steinwände, ans Stibitzen von noch nicht ganz reifen Weintrauben. Mit viel Fantasie könnte man meinen, dass diese wilde Schönheit meinen Stil beeinflusst hat.

Wenn Du eine Stadt wärst, welche wäre es und warum?

Definitiv Lissabon. Nicht nur, weil mir diese Stadt so viel gegeben hat, als ich auf der Suche nach einem neuen Weg war, sondern auch, weil ich ihre Kontraste wahnsinnig liebe. Lissabon ist mediterran, gleichzeitig aber auch rau, mit vielen Ecken und Kanten. Ich mag das Unperfekte und kann darin wahnsinnig viel Schönes entdecken. Lissabon wird immer meine zweite Heimat sein.

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