HIER SCHREIBT ALVA. EHRLICH UND ECHT – AUS DEM LEBEN MIT KINDERN & MIT DEM NÖTIGEN SCHUSS HUMOR:
Ich bin manchmal nicht sicher ob meine Kinder mich hören können. Ich glaube sie haben bei manchen Sätzen einen „Wegblendemodus“ entwickelt, bei dem meine Stimme einfach ausgeblendet wird und nur ein dezentes Rauschen in ihren Ohren bewirkt. Sätze wie „Magst du noch was Essen?“, „Räumt ihr bitte eure Spielsachen auf“ oder auch „Anziehen! Wir gehen raus“, drehen bei uns immer mindesten 5 Runden bevor sie irgendwo ankommen. Und auch dann ist es nicht garantiert, dass der Aufforderung Folge geleistet wird. Zwischen meinem Aufruf zum Aufbruch und dem tatsächlichen Losgehen können unter Umständen 2 Stunden liegen. In denen noch die wichtigsten Dinge erledigt werden müssen, wie alle Plüschtiere zudecken.
Immer dieselben Sätze zu sagen ist mühsam. Meine Stimmfrequenz zu verändern um den „Wegblendemodus“ zu deaktivieren funktionierte nicht. Aber ich war ja kreativ. Unlängst habe ich in voller Lautstärke opernarienähnlich „das Essen steht nun bereeeeeeit“ in den Raum geschmettert. Das fanden sie witzig und sie setzen sich auch tatsächlich an den Tisch. Ein einziges Mal. Beim nächsten Mal, war aber der „Wegblendemodus“ wieder reaktiviert. Die Sätze nicht zu sagen war keine Option, denn dann würde hier vermutlich niemand jemals wieder freiwillig das Haus verlassen. Gelegentlich teste ich natürlich die Hörfähigkeit meiner Lieblinge. Noch nie, aber auch wirklich noch nie wurde ein „ Magst du einen Kaugummi?“ oder „Wollt ihr Fernsehen?“ falsch oder gar nicht verstanden.
Also es liegt am Inhalt. Aber wie soll ich etwas so verpacken, dass es sich nach Spaß anhört, wenn es keiner ist? Ok, beim Wegräumen spielte ich das Spiel: wer die meisten Treffer in die Kisten erlangt. Doch beim Hausübung machen? Mir gingen immer mehr die Ideen aus. Aber ich gab nicht auf. Und die Antworten meiner Kinder, wenn ich sie durch Augenkontakt und stillhalten zu einer Antwort brachte wurden immer deutlicher. Als ich einmal alle drei am Morgen fragte, ob sie mich denn hören können, antwortete meine Mittlere lapidar: „Irgendwie schon und irgendwie aber auch nicht.“
Ich probierte es mit Aschenputtel spielen. Niemand wollte die böse Stiefmutter sein, außer mir. Die den Kindern Anweisungen gab. Alle wollten sie Aschenputtel sein. Gut für mich. Aber die Größte fand das Spiel schnell uncool und somit die Kleineren auch.
Doch seit ein paar Tagen bekomme ich immer Antwort und zwar in der Sekunde. Denn ich bin die gefürchtete Piratenkapitänin auf diesem Boot und kommandiere meine Mannschaft ordentlich und mit strenger Miene herum. Der Tisch wurde abgeräumt und die Zimmer halbwegs aufgeräumt. Und jeder hatte Spaß. Auch mein Mann. Denn der Piratenhut mit dem aufgenähten Papagei ist mir nur eine Spur zu klein, ebenso wie der Haken, den ich um meine Hand quetschte.
Alles war perfekt. Nur, dass neuerdings bei Tische lauthals gerülpst und gepupst wurde und auch die Gläser immer mit sehr viel Schwung und Elan auf den Tisch geknallt wurden. Und das Baden in der Badewanne, vor allem das Waschen der Kinder stellte eine ungewohnte Herausforderung dar, weil sie sich allesamt weigerten die Seife auch nur anzugreifen.
Auf meine strenge Frage nach besseren Manieren und sauberen Gesichtern lachten meine Kinder und schrien: „Wir sind Piraten. Mama! Wir waschen uns nicht! Weder die Hände noch das Gesicht!“
Ah okay, das war also die Kehrseite der Medaille. Aber hey: „Sind wir nicht alle Piraten? Piraten, ja das sind wir. Juchey!!
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