Familienkonzepte sind vielfältig und individuell. Und manche davon sogar unglaublich. Als ich vor kurzem die Falkner-Familie Aigner kennenlernte, tauchte ich in eine mir völlig neue Welt ein. In das Leben rund um eine Falknerei. Da gibt es Marion und Mario, die Falknerin und den Falkner. Sie sind der Kopf des Falkenhofes am Heldenberg und kümmern sich liebevoll und mit viel Herz um die rund 59 Greifvögel. Viele davon wurden ihnen verletzt gebracht und wurden dort wieder aufgepäppelt.
Falke, Eule, Bussard, Condor, Geier, Adler, jeder Vogel mit seinen Besonderheiten und auch seinen Eigenheiten wird vorgestellt. Die eifersüchtige Bella, zum Beispiel, ein Weißkopfseeadlerweibchen oder die verschmuste Hera, ein Steinadlerweibchen. Verschmust allerdings nur mit Mario. Kommt jemand anderer in ihre Nähe, wird sehr schnell klar, dass sie die Nähe eines fremden Menschen nicht unbedingt gutheißt.
Die Falkner Mario und Marion kennen ihre Tiere genau.
Doch die Familie besteht aus noch viel mehr Falkenexpertinnen und Experten. Da gibt es Emma (14), die älteste Tochter der Familie, die sofort die Natur gegen ein Leben in der Stadt eintauschen würde. Samuel (6), der mit seinem Bussard so oft übt wie nur möglich. Marie (3), die von allen Mimi genannt wird und die genau weiß, was sie will und das auch durchsetzt, und Noah (7 Monate), das Nesthäkchen.
Ich besuchte bei Familie Aigner einen dreitägigen Falkenworkshop und war sofort gefangen von den anmutigen Tieren, ihrer Geschichte und dieser unglaublich lieben und spannenden Familie.
Seitdem weiß ich eine Menge über die Vögel. Unter anderem, dass diese nur fliegen, um Nahrung zu beschaffen oder ihr Revier zu verteidigen. Der Vogel muss dabei gut mit seiner Energie haushalten, sonst führt sein Unterfangen mitunter zum Tod.
Das Fliegen ist für den Vogel immer ein gewaltiger Kraftaufwand und dient nicht, wie ich es mir überaus romantisch vorgestellt habe, dem Vergnügen und dem Gefühl der Freiheit, sondern ist harte Arbeit. Deswegen lässt sich der Vogel vermutlich auch auf die Arbeitsgemeinschaft mit dem Falkner ein. Denn davonfliegen könnte er ja immer. Und domestiziert ist so ein Vogel nicht.
Spannend sind die Geschichten von Mario und schonungslos ehrlich. Man bekommt einen guten Einblick wie gefährlich diese Vögel tatsächlich sein können und wie achtsam man mit ihnen umgehen muss. Und während Mario so erzählt, läuft seine dreijährige Mimi mit einem kleinen Falken am Arm herum, ihrem Falken. Sie weiß genau, was zu tun ist und genießt es dabei zu sein. Auch, dass sie und ihre zwei Brüder den ganzen Tag, Winter wie Sommer, draußen in der Natur sind, lieben sie.
Doch die Vögel sind nicht die einzigen Tiere dieser sehr tierliebenden Familie. Denn bei ihnen zu Hause gibt es noch Frettchen, Hühner und Hähne, einen Taubenschlag, 4 Bienenvölker, 4 Gänse, 2 Enten, 15 Minischweine, 4 Schafe, 1 Ziegenbock, 2 Hasen, 3 Meerschweinchen, 1 Pony, 2 Papageien, 9 Hunde, 2 Katzen plus Babys, Fische und Achatschnecken und eine Schildkröte. Man kann es sich denken, langweilig wird es hier nie. Wer mehr über den Falkenhof Heldenberg wissen will oder über die genialen Kinder-Feriencamps mit survival kits, bushcratt, Bogenschießen und vielem mehr (bei denen es noch wenige freie Plätze gibt) oder über die Falkenshows, die immer eine Sensation sind, oder aber über die Ausbildungen in der Falkenschule, hier geht es zum Link: Falkenhof Heldenberg
Text und Fotos: Alva Sokopp