Artikel nutzt Affiliate-Links
Games, Chats, Hörspiele, Schulinfos und Übungsaufgaben… Es gibt im Alltag von uns und unserer Kinder kaum etwas, das nicht direkt und sofort übers Smartphone abgewickelt werden kann. Die Kleinen beobachten uns auch täglich mehrfach dabei, wie wir unser Leben quasi in der Hosentasche regeln. Kein Wunder als, dass die Kids, das was wir ihnen vorleben, auch selber umsetzen wollen. Umso nachvollziehbarer ist es, dass wir Eltern sehr aufmerksam verfolgen wollen, was der Nachwuchs da so konsumiert. (Solange kein konkreter Verdacht besteht, würde ich nicht stalken, denn Privatsphäre ist auch im digitalen Alltag ein wichtiges Gebot. Im Anlassfall kann es natürlich notwendig sein, das Smartphone des Kindes zu überwachen.)
Smartphone – Ab wann?
Es ist eine sehr persönliche Entscheidung, ab welchem Alter ein Kind ein Smartphone haben „darf“ und hängt neben dem eigenen Nutzungsverhalten und dem Zugang zur Technik von etlichen weiteren unterschiedlichen Faktoren ab. Das Thema Smartphone und eigenes Handy wird in vielen Familien sehr kontrovers diskutiert und es scheint die „one fits all“-Lösung nicht zu geben. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ein eigenes Handy ab dann Sinn macht, wenn die Kinder die ersten Wege und Termine allein erledigen können. Als Sicherheitsbackup sozusagen. Wir verwenden keine speziellen Tracking-Apps, solange sie nur in der eigenen Stadt am Schulweg unterwegs sind, die Möglichkeit, sie anrufen zu können reicht aus, daneben nutzen wir den Live-Standort, wenn sie längere Wege zurücklegen. Ob dieses „Handy“ nun tatsächlich ein Smartphone sein muss, ist eine weitere Entscheidung, die man als Eltern treffen darf. Da unsere Kinder sehr gern fotografieren und auch eigene kleine Videos drehen, haben wir uns recht früh für gebrauchte iPhones entschieden.
Entscheidunghilfen für das „Smartphone-Alter“
Entwicklungspsychologische Aspekte – die Reife ist entscheidend
Expert*innen weisen immer wieder darauf hin: Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsstufen, in denen sie unterschiedliche kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten entwickeln. Diese Fähigkeiten sind entscheidend dafür, wie sie mit einem Smartphone und den damit verbundenen Herausforderungen umgehen können.
1. Kognitive Entwicklung und Verständnis von Konsequenzen
Ganz zentral als Entscheidung ist die kognitive Entwicklung des Kindes, insbesondere das Verständnis von Ursache und Wirkung sowie die Fähigkeit, langfristige Konsequenzen ihres Handelns abzuschätzen. Kinder im Grundschulalter befinden sich oft noch in der sogenannten präoperationalen Phase (nach Jean Piaget), in der sie zwar zunehmend logisch denken können, aber abstrakte und komplexe Zusammenhänge – wie sie im Umgang mit digitalen Medien erforderlich sind – oft noch nicht vollständig erfassen.
Zum Beispiel kann ein Kind in diesem Alter zwar verstehen, wie man ein Spiel auf dem Smartphone spielt, aber es fällt ihm schwer, die Auswirkungen des Teilens persönlicher Informationen in sozialen Netzwerken zu begreifen. Es fehlt häufig an einem tiefen Verständnis für Datenschutz und die potenziellen Gefahren des Internets. Erst in der konkret-operationalen (etwa ab dem 7. bis 12. Lebensjahr) und formal-operationalen Phase (ab etwa 12 Jahren) entwickelt sich die Fähigkeit, abstrakte und hypothetische Szenarien zu durchdenken.
2. Emotionale Reife und Fähigkeit zur Selbstregulation
Neben der kognitiven Entwicklung spielt auch die emotionale Reife von Kindern eine entscheidende Rolle und wie weit diese Reife entwickelt ist, lässt sich nicht zwingend am Alter festmachen. Kinder können lernen, ihre Emotionen zu regulieren und Frustrationen zu bewältigen – das gelingt im Alltag mal besser, mal weniger, das kennen wir Erwachsene auch. Diese Fähigkeit ist besonders wichtig im Umgang mit sozialen Medien, wo wir alle manchmal mit negativen Kommentaren, Ausgrenzung oder Cybermobbing konfrontiert werden könnten.
Jüngere Kinder neigen dazu, impulsiver zu handeln und sind stärker auf unmittelbare Belohnungen fixiert. Die Mechanismen vieler Apps und Spiele, die auf kurzfristige Belohnungen und ständige Aufmerksamkeit abzielen, können dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben, eine gesunde Nutzung des Smartphones aufrechtzuerhalten. Ohne ausreichende Selbstregulation könnte die exzessive Nutzung von Smartphones zu Problemen wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder sozialem Rückzug führen.
Das sagen andere Eltern
Bei Entscheidungen die eigenen Kinder betreffend kann es ganz hilfreich sein, mit anderen Eltern, die vielleicht sogar schon ältere Kids haben, in Austausch zu gehen. Das „eigene Handy“ oder heutzutage das Smartphone polarisiert seit Jahren recht stark und umso wichtiger ist es, sich seine eigene Meinung zu bilden und als Erwachsene danach zu handeln.
„Ab Umstieg VS- Gymnasium, und nur mit Familylink. Vorher gabs ein Smartwatch womit er nur uns Eltern telefonisch erreichen konnte.“
„Ich wäre für ein – tatsächlich umgesetztes- Verbot in der Schule, zumindest während des Unterrichts. Die Kinder schielen ständig aufs Handy und sind dementsprechend abgelenkt. Außerdem finde ich es respektlos der Lehrperson gegenüber.“
„Ab dem Übertritt ins Gymnasium. Dann ist es einerseits sozial erforderlich (Austausch mit Freunden und Klassenkollegen), andererseits wichtig für die Apps Teams, WebUntis, One Note, die man für die Schule oft braucht. Anfangs lässt sich sehr leicht z.B. beim IPhone sogar für jede Funktion/App die Zeit limitieren. Generell bin ich rasch für Eigenständigkeit und achtsamen, eigenständigen Umgang.“
„Am besten NIE, bei mir ist der zug abgefahren, aber könnte ich etwas ANDERS machen, dann wäre das: Smartphone zur Matura!“
Das sagen Expert*innen
Die Online- und Medien-Expert*innen von saferinternet.at empfehlen uns Eltern, sich einige wesentliche Fragen zu stellen und dann zu entscheiden, wann es für unser Kind am besten passt und mit welchen zeitlichen Begrenzungen oder Apps wir sie in Kontakt kommen lassen wollen.
Buch: Begleiten statt verbieten, Leonie Lutz
Disclaimer: die Textpassagen, in denen wir unsere Erfahrung und Meinung teilen ist kein fundierte Rat und sollte eher als Denkansatz oder Impuls für Diskussionen denn als Entscheidungsgrundlage dienen.