Vorstadt-chic | FREITAGSGESCHICHTEN

vorstadt chic illu freitagsgeschichten 1

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HIER SCHREIBT ALVA. EHRLICH UND ECHT – AUS DEM LEBEN MIT KINDERN & MIT DEM NÖTIGEN SCHUSS HUMOR:

Modeaffin ist wohl kein Attribut, das mir in diesem Leben angedacht werden wird. Ich bin irgendwas zwischen „miregal“ und „sportlichpasstdochimmer“. Das ist in dem noblen Bezirk, in dem meine Kinder aufwachsen dürfen aber bei den meisten Mamas nicht so. Die sehen sogar im Joggingoutfit großartig aus. Ihre dezenten Chanelkostüme in camel oder schwarz umwehen wunderbare Gucci-Schals.

Zum Glück hatte ich bei meiner Mama ein paar unfreiwillige Nachhilfestunden in Punkto Markenerkennung. Glaubte ich doch allen Ernstes das riesengroße Pferd, das auf den T-Shirts so mancher Kinder prangte sei ein Zentaur mit Speer beim Kampf.

Besonders gemeine Zungen behaupten ja, man wird vor der Schule und vor dem Kindergarten sogar von manchen Personen gescannt, wie teuer und wie toll ein Outfit sei. Wenn dem so ist, bekomm ich mit meinen Turnschuhen, den Jeans und den Shirts vermutlich ein „Durchgefallen“. Meine Kinder ziehen an, was ihnen gefällt und die passende Beschreibung der Großen ist wohl cool und die der Mittleren bunt, auffällig und glitzrig. Auch sie würde den Test weder auf Marken noch für den neuesten Trend bestehen.

Nur die Jüngste, die es zwar auch an den wildesten Kombinationen nicht mangeln lässt, passt optisch in den schönen Wiener Nobelbezirk. Denn sie bekommt die gesamte Kleidung von meiner sehr lieben und modeaffinen Freundin. Da sind so Marken wie Jacadi unterster Standard. Jetzt wo ich ja quasi Markenprofi bin, halte ich die „Moncler-Jacke“ schon beim Anziehen viel vorsichtiger in meinen Händen. Die Uggs dürfen nicht in den Gatsch (obwohl die Freundin ausdrücklich betont, dass die Sachen ruhig schmutzig werden dürfen) und das Dolce & Gabana-Shirt hab ich beim Waschen sogar in ein Wäschesackerl gegeben, das ich eigens dafür gekauft habe.

Unlängst sind wir also vor der Schule gestanden. Mein jüngster, gutgekleideter Spross und ich, in abgetragenem Parka und ausgelatschten Turnschuhen. Wir warteten darauf, dass die Größte aus der Schule kommt. Eine junge Frau, die ich vom Sehen schon kannte, lächelte mich an, während ich das Spiel „ich seh, ich seh, was du nicht siehst“ mit meiner Jüngsten spielte. Die Frau konnte gar nicht aufhören mich zu beobachten und anzulächeln. Dann kam sie auf mich zu und sagte strahlend: „Ich beobachte sie ja immer mal wieder und sie sind so lieb zu den Mädchen. Das ist schön.“ Ich strahlte zurück und wollte gerade ein „Danke“ von mir geben, da fragte sie mich: „Wo findet man denn eigentlich so nette Kindermädchen wie Sie.“

Ich brauchte eine Weile und folgte ihrem Blick, der auf meiner Kleidung ruhte, ziemlich lange bis mir ein Licht aufging! Ich konnte unmöglich die Mutter dieses gut gekleideten Kindes sein! Als ich es dann begriff musste ich herzlich lachen. Ich war nicht abgeneigt ihr ein verschmitztes: „Aber ich bin doch die Oma.“, entgegenzubringen, was sicher für noch mehr Verwirrung gesorgt hätte. Aber zum Glück stürmte in dem Moment die Große aus der Schule und ich sparte mir eine Antwort. Zumindest vorerst.

 

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