Geschwisterstreit | FREITAGSGESCHICHTEN

freitagsgeschichten streit die kleine botin 1

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HIER SCHREIBT ALVA. EHRLICH UND ECHT – AUS DEM LEBEN MIT KINDERN & MIT DEM NöTIGEN SCHUSS HUMOR:

Meine Kinder hören mich oft nicht. Wenn sie vertieft sind in ihr Spiel zum Beispiel. Oder wenn sie basteln. Meine Kinder wollen mich aber auch oft nicht hören. Meistens gibt es eine Korrelation zwischen Aufmerksamkeit und Inhalt. Wenn ich fragen würde, ob die drei eine Nachspeise wollen, würde die Antwort prompt folgen. Bei Aufforderungen zur häuslichen Mithilfe oder aber bei Nachfragen ob der gemachten Hausübung, darf ich meine Sätze schon mehrmals wiederholen. Das führt dazu, dass ich immer das gleiche sage und es dennoch nicht zielführend ist. Ich bin ständig am Strategiewechseln. Am schlimmsten ist es aber, wenn sie streiten. Da hab ich keine Chance, mit meiner mütterlichen Stimmgewalt ins kindliche Gehör vorzudringen, vom Gehirn rede ich da erst gar nicht. Wenn gestritten wird, dann wird alles andere ausgeblendet. Nun sind meine Kinder zum Glück oft friedliebend, kompromissbereit und verständnisvoll.

ABER es gibt sie. Diese Tage, an denen ich schon morgens beim Aufwachen Gezanke in allen Stimmlagen vernehme. Und dann zieht sich das so durch den Tag. Da wird in allen Kombinationen gestritten und gebrüllt, was das Zeug hält. Von Groß zu Klein „Hat jemand in mein Tagebuch gekritzelt?“. Von Klein zu Groß „Meine Wester ist eine blöde Kuhuu.“ Von Mittel zu Groß „Warum hat die immer mehr Spielsachen als ich, ich nehm sie ihr jetzt weg.“ Von Groß zu Mittel „Ich geh in mein Zimmer und will dich nie mehr sehen.“ An diesen Tagen gibt es alles. Und ich versuche dann ebenfalls alles, um den Haussegen zu animieren, sich doch bitte in die richtige Lage zu begeben. Aber er hängt schief. Oder kracht runter. Anfangs versuche ich es meist noch mit  sanfter Stimme und Redestäben (Jede darf den Stab so lange halten und ihre Version der Geschichte erzählen, solange sie braucht. Dann wird er weitergegeben), doch irgendwann – meist wenn sie sich mit dem auseinander gebrochenen Redestab zu duellieren beginnen, beginne ich auch zu brüllen. Klarerweise weiß ich schon von vornherein, dass das nichts bringt. Denn wenn ich brülle, brüllen sie lauter. Und dann beginnen sie sich irgendwann zu hauen. Vor allem die zwei Kleineren. Das sind dann diese Tage an denen mein Mann nach Hause kommt, auf familiäre Harmonie hoffend. Doch diese Hoffnung wird schon beim Türe aufsperren zerstört. Denn bereits beim Schlüsselumdrehen stehen die Kinder im Vorzimmer und streiten darum, wer dem Papa als erstes erzählen darf warum sie streiten und warum die Mama sauer ist. Mein Mann ist nicht ganz so geduldig wie ich und dann kracht es gleich noch einmal. Außer an den Tagen an denen ich kurz vorm Davonlaufen bin. Ich denke man kann mir das Ansehen. Vielleicht bekomme ich einen leicht gehetzten Blick oder ähnliches. Auf alle Fälle, wenn er in meinem Gesicht Anzeichen dieses Fluchtreflexes sieht, dann ändert er seine Vorgehensweise. Man muss hier noch kurz erwähnen, dass niemand weiß, ob ich tatsächlich schon einmal weggelaufen wäre, wenn er anders reagieren würde. Aber ich denke für ihn reicht die Vorstellung, dass er mit den drei kreischenden Süßen kurzzeitig alleine ist, um den Kurs zu ändern. Und dann ist er sehr geduldig. Und sanft. Und bringt so tatsächlich Ruhe in den Wirbelsturm. Und dann können sich alle beruhigen. Außer neulich, als er mit der Aufgabe betraut wurde, die Kinder bettfertig zu machen, während ich ein Telefonat führte. Er wollte von den bereits sehr müden Kindern wissen, welche Zahnbürste und welche Zahnpasta zu welchem Kind gehört. Er rief den Namen des kleinen Kindes mit der Bitte um Hilfe, dann den Namen der Mittleren. Doch die beiden waren in einen Streit verwickelt, wer wohl länger die Luft anhalten konnte. Er rief noch einmal die Namen der beiden und auch der Größeren in der Hoffnung auf Hilfe. Doch niemand hörte ihn. Und als ich ein paar Minuten später ins Bad kam, schrie er schon im Sekundentakt einmal den einen und einmal die anderen Namen. Die streitenden Mädis ignorierten ihn komplett. Da riss ihm der Geduldsfaden und er brüllte einen Satz der mich zum so zum Lachen brachte, dass sogar die drei Mädels zu streiten aufhörten. Denn er schrie aus voller Verzweiflung: „Herr Gott noch einmal. Warum gibt man euch eigentlich Namen, wenn ihr sowieso nie darauf hört??“ Eine berechtigte Frage. Ich lach jedenfalls immer noch.

Illustration: Susanne Binder

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