9 Fragen rund um das Wochenbett deren Antworten du kennen sollst.

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Die 9 bedeutsamsten Fragen rund ums Wochenbett, offen und persönlich beantwortet von der Dipl. Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Still- und Laktationsberaterin (IBCLC) Elisabeth Vesely. Die Schwangerschaft ist eine so besondere Zeit und voller Vorfreude aufs Baby und das neue Leben. Muttermilch und stillen sind nicht immer Themen, die täglich besprochen werden, oft setzen wir Frauen uns auch erst damit auseinander, wenn das Baby schon auf der Welt ist. Mach diesen Fehler nicht und bereite dich vor.

Was jede werdende Mama wissen sollte

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Elisabeth Vesely ist zweifache Mutter und mittlerweile auch glückliche Omi.

WOCHENBETT – Die ganz besondere Kuschelzeit

Das Wochenbett ist eigentlich selbsterklärend. Frau und Baby sollen Wochen im Bett ruhen, kuscheln, wachsen und vor allem- zusammenwachsen! Per Definition spricht man innerhalb der ersten 6 Wochen vom Wochenbett.  Auch gesetzlich ist dies geregelt – der Mutterschutz ist verpflichtend und geht mit einem Beschäftigungsverbot von 8 Wochen einher. Handelt es sich um eine Früh-, Kaiserschnitt- oder Mehrlingsgeburt, erhöht sich diese Zeit auf maximal 12 Wochen. Das Früh-Wochenbett ist eine der bedeutsamsten und emotionalsten Zeiten. Schwangerschaftshormone fallen, die Geburt muss verarbeitet, überdacht und ganz besonders wichtig – nachbesprochen werden, das Stillen muss sich erst einspielen und der Wochenfluss kommt direkt nach der Geburt hinzu. Sehr viel auf einmal – ganz klar, dass da die Emotionen groß sein können!

>>> LESETIPP: Wenn schon ein Kind da ist, dann ist das Wochenbett nochmal intensiver mit dem neuen Geschwisterkind.

INTERVIEW mit Stillberaterin Elisabeth Vesely

Die erste Zeit nach der Geburt wird immer als besonders intensiv beschrieben. Was genau ist denn das Wochenbett, was bedeutet diese Zeit?

Als das Wochenbett wird die Zeit ab der Geburt der Plazenta/des Mutterkuchens bis 6 Wochen nach der Geburt bezeichnet. Und ja, diese Zeit ist besonders intensiv! Es laufen so viele Vorgänge parallel ab, so viele Umstellungen passieren im Körper der Frau und Veränderungen! Die Hormone fahren Achterbahn – die Rückbildung wird dadurch gefördert, die Milchbildung angeregt – aber auch Stimmungsschwankungen begünstigt. Das ist aber alles vollkommen normal. Der Körper hat 9 Monate damit verbracht, die Schwangerschaft zu erhalten und sich auf die Geburt vorzubereiten. Nun braucht er ebenso einige Wochen bis er sich wieder ins Gleichgewicht bringt – sogar Monate.

Wie kann man die ersten Tage und Wochen für Mama und Baby so angenehm wie möglich gestalten? Was kann ich meinen Mann gut miteinbeziehen?

Ganz wichtig ist Ruhe in den ersten Tagen und gar Wochen. In dieser Zeit steht die kleine neue Familie im Vordergrund. Es soll ganz viel gekuschelt, geschmust, gefaulenzt und geschlafen werden. Die Idealvorstellung wäre wirklich: Mama und Baby im Bett oder auf der Couch, Papa kann sich einige Tage frei nehmen und anfallende Termine managen. Besuche sollen auf ein Minimum reduziert werden. Ich empfehle in den ersten Tagen im Krankenhaus Besuche ganz abzusagen, damit sich Mutter und Kind von den Erlebnissen der Geburt erholen können. Männer kann man wunderbar miteinbeziehen! Gemeinsam kuscheln und ihm kleine Aufgaben geben, nicht selber als Neo-Mami einkaufen gehen, sondern den Papa darum bitten.

Die Zeit des Wochenbetts kann man nie mehr nachholen.

Elisabeth Wesely
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Für die Zeit nach der Geburt schon im Vorfeld eine Haushaltshilfe organisieren und Müttern, Schwiegermüttern, Verwandten oder Freundinnen ganz ehrlich auf die Frage „Was sollen wir dir mitbringen? Was wünscht du dir?“ mit „eine warme, frische, gesunde Mahlzeit“ oder „eine gute Hühnersuppe“ antworten. Denn in den ersten Wochen wird der Haushalt liegen bleiben – und das ist auch gut so! Diese Zeit des Wochenbetts kann man nie mehr nachholen – also heißt die Devise: Ruhen und genießen!

Mit welchen körperlichen und psychischen Ausnahme-Erscheinungen habe ich als frisch gebackene Mama zu rechnen? Was kann ich tun, um sie zu lindern oder gut damit umzugehen?

Alles kann aber nichts muss sein. Wie schon erwähnt, geschehen viele Veränderungen nach der Geburt im Körper der Frau. Die Atmung verändert sich und kehrt zu der Bauch-Brust-Atmung zurück, Wassereinlagerungen werden ausgeschwemmt, Blutwerte ordnen sich neu, die Gebärmutter bildet sich Tag für Tag mehr zurück und erreicht nach 10 Tagen wieder ihre ursprüngliche Größe und Position hinter dem Schambein – durch rein physiologische Wochenbettwehen. Genitalien und Beckenboden passen sich ebenso wieder an.

Weinen darf sein.

Eine besonders große Rolle spielen die Hormone. Nach der Geburt fällt das Östrogen – es kann zu Stimmungsschwankungen kommen. Die Hormone HCG und HPL fallen innerhalb der ersten drei Tage rasch ab. Meist kommt es am zwischen zweiten und vierten Tag nach der Geburt zum Milcheinschuss. Gepaart mit dem Hormoncocktail in uns Frauen ist es ganz normal dass wir verletzlicher, empfindlicher und anfälliger sind. Das Baby weint, langsam bekommt es Hunger, der Milcheinschuss ist im Gange, die Brüste dürfen spannen und Schmerzen, die letzten schlaflosen Nächte aufgrund der Überwältigung zehren nun an uns. Weinen darf sein. Diese Zeit im Wochenbett ist prägend und unglaublich intensiv! Was ganz wichtig ist: Ruhe und eine Schulter zum Anlehnen, Ausweinen – und fachliche Hilfe für die Aufklärung. Empfehlenswert ist es, sich schon im Vorfeld zum Wochenbett Informationen zu holen, dann fühlt man sich in der Situation nicht so ausgeliefert.

wochenbett die zeit nach der geburt

Gibt es alternative Mittel und Methoden, die mich als Frau zu stärken?

Unter anderem helfen z.B. Entspannungsübungen, Aromapflege und Autogenes Training um wieder die innere Mitte zu finden – aber das darf dauern! Denn die innere Mitte – der Bauch – ist plötzlich leer.

Auch das Realisieren und Akzeptieren, dass das Baby nun nicht mehr im Bauch, sondern in den Armen liegt ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen geht. Gespräche im Wochenbett wirken entlastend.

Ich will mein Baby stillen! Wie kann ich mich auf das Stillen vorbereiten? Ist eine mentale Form der Begleitung möglich, ähnlich der Vorbereitung auf die Geburt?

Die meisten Frauen bereiten sich auf die Geburt vor, lesen Bücher, besuchen Kurse und holen sich Informationen von Medizinern, Hebammen aber auch aus dem Freundeskreis. Das Babyzimmer ist fertig, jedes Kleidungsstück gewaschen und sorgfältig eingeräumt und der Maxi-Cosy steht bei der Tür bereit. Doch an die eigenen Bedürfnisse und Veränderungen nach der Geburt denken noch die Wenigsten. Ich finde eine Stillvorbereitung, genauso wie eine Geburtsvorbereitung, nahezu unumgänglich! Man sollte sich im Vorfeld Zeit dafür nehmen und darüber nachdenken: Wie stelle ich mir die Zeit nach der Geburt mit Baby vor? Wie stelle ich mir das Stillen vor? und – vor allem – Was mache ich, wenn etwas nicht so abläuft, wie ich es mir vorgestellt hab?

Prävention ist in allen Belangen besser als Heilung. Viele Frauen kommen im Vorfeld zu einer Stillvorbereitung in meine Praxis. Durch Information erhält man Sicherheit.  In gemütlicher Atmosphäre werden Vorstellungen, Visionen und Wünsche, aber auch absolute No-Go’s besprochen. So kann man sich ein paar Tricks und Tipps schon zuvor für den Ernstfall parat legen.

Das Stillen ist so besonders, eine wahnsinnig intensive und innige Zeit mit meinem Baby…. aber es tut weh! Was mache ich falsch?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten – sondern ist von Frau zu Frau individuell zu betrachten! Doch grundsätzlich spielen hier viele Faktoren mit, die alle ein gemeinsames Resultat haben: Anspannung. Man glaubt es wahrscheinlich in ersten Moment nicht, aber eine unbequeme Stillpositionen, eine kühle, Atmosphäre, viele Geräusche und Ablenkungen im Umfeld, innerliche Unruhe, Probleme, Sorgen oder Müdigkeit spielen eine große Rolle.

Jeder Fall muss individuell betrachtet werden und man muss hinter die Fassade blicken – das sehe ich als meine Aufgabe und Berufung in der Stillberatung! Ein kleiner Handgriff in der Position von Mutter und/oder Kind kann großes bewirken! Oder kuschelige Kissen, Pölster oder manchmal gar eine andere Stillecke im Raum! Manchmal liegt das Problem ganz wo anders. Ist Mama angespannt, spürt dies auch das Baby. Mir ist wichtig der Frau viel Information zu vermitteln um an Sicherheit beim Stillen zu gewinnen.

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Jede Wölfin möchte ihr Kind beschützen.

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Alle wollen mein Baby halten. Bin ich hysterisch oder eine Glucke, weil ich es nicht gern aus den Händen geben will?

Auch diese Reaktion ist vollkommen normal und kein Grund gleich an Hysterie zu denken. Wieder dürfen wir uns bei der Hormonachterbahn in uns bedanken. Zudem möchte jede Wölfin ihr Kind beschützen und von allen möglichen Einflüssen abschirmen. Neun Monate hat man dieses kleine Wesen unter dem Herzen getragen – da kann man es nicht so einfach aus der Hand geben. Und das ist auch gut so!

Ich habe schon ein kleines Kind – wie kann ich es trotzdem schaffen, mir die ersten Wochen nach der Geburt so leicht wie möglich machen und dem Baby einen sanften Start in die Welt zu ebnen. Es scheint mir schwer, dem Rest der Familie gerecht zu werden.

Haben Frauen schon ein großes Geschwisterchen zuhause, der/die es kaum erwarten kann, dass Mama aus dem Krankenhaus nach Hause kommt, stehen viele Frauen vor einem Spagat. Mein Tipp ist es auf jeden Fall, den großen Bruder oder die große Schwester unbedingt im Vorfeld schon mal ins Krankenhaus mitzunehmen für ein Kennenlernen mit dem Baby. Urkunden oder Abzeichen mit der Aufschrift „großer Bruder“ oder „große Schwester“ zeigen Aufmerksamkeit.

Am besten das große Geschwisterchen so gut wie möglich in die Tätigkeiten rund ums Baby miteinbeziehen. Beim Stillen und Wickeln zusehen lassen, das Baby streicheln und halten dürfen,…!

Nach Möglichkeit sollte man sich in erster Linie auf die Kinder und weniger auf den Haushalt konzentrieren. Ich empfehle, sich Hilfe im Haushalt zu suchen (z.B. durch Familienmitglieder), da man im Wochenbett sowieso viel Ruhe braucht. Sind Omas oder Tanten im Umfeld, ist das natürlich perfekt.

Wochenbett und Wochenbett-Depression. Wie erkenne ich, dass ich betroffen bin? Wie ist die Abgrenzung zum „Baby-Blues“? Welche Anzeichen sind Alarmsignale? Wohin kann ich mich wenden, wenn ich mit der Situation nicht klarkomme und Hilfe brauche?

Und wieder landen wir bei der Achterbahn aus Hormonen. Der Babyblues ist typisch in den ersten Tagen, tritt meist parallel zum Milcheinschuss auf und betrifft jede dritte Frau. Stimmungsschwankungen und psychische Labilität dürfen sein, weinen und auch Verzweiflung sind völlig normal. Keine Frau sollte sich dafür schämen oder die Starke sein wollen! Der Babyblues ist keine Krankheit – deshalb braucht es hier keine Medikamente, sondern eine Schulter zum Anlehnen, stärkende Worte, Aufklärung und ein offenes Ohr.

Durch eine gute Begleitung, Beratung und Betreuung klingt diese nach einigen Tagen wieder ab. Halten diese Symptome noch 2-3 Monate für zwei Wochen nach der Geburt an, sind gepaart mit Schlaf- oder Konzentrationsstörungen, Appetitlosigkeit und negativen Gefühlen sollte man einen Experten aufsuchen. Aber nicht jede Appetitlosigkeit oder Erschöpfung ist gleich eine Depression. Ein Alarmsignal sind psychische Erkrankungen, wie Angstzustände, Depressionen, Ess- oder Zwangsstörungen in der Vergangenheit. Hilfe bekommt man bei Medizinern – die erste Anlaufstelle kann der Allgemeinmediziner sein, der dann an einen Psychiater weiterleitet. Unumgänglich sind eine medikamentöse Therapie der postpartalen Depression und ein stationärer Aufenthalt in einer dafür spezialisierten Institution.

Was brauche ich wirklich, wenn ich mit dem Baby nach Hause komme?

Wochenbett – alles was du brauchst in einem Körbchen:

  • Baumwollslips a la Omahöschen. Zwar nicht sexy, aber das wollen wir in der Zeit im Wochenbett auch nicht sein. Baumwolle ist atmungsaktiv und somit können sich Bakterien kein gemütliches Milieu schaffen.
  • Binden
  • Stoffwindeln. (Allround-Helferlein, zum Pucken, als Sichtschutz am Kinderwagen, werden auch später noch viel gebraucht)
  • Notallstropfen, Globuli (Lass Dich von Deiner Hebamme persönlich beraten!)
  • Stilleinlagen, Seide oder Wolle – zwar teurer, aber wiederverwendbar
  • Still-BH
  • Windeln fürs Baby. (Stoffwindel oder Einmalprodukte auf Vorrat zuhause.)
  • Bodies, Strampler, Haube, Socken (immer eine Schicht mehr als wir Erwachsenen)

Kliniktasche – das ist sinnvoll:

  • Mutter-Kind-Pass und E-card
  • Toiletttasche
  • Trockenshampoo, falls die Zeit für eine ausgiebige Dusche fehlt und man sich einfach schnell wieder frischer fühlen möchte
  • XXL T-Shirts, Kuschel- oder Schlabberhose, Jogginghose, Socken und gemütliche Hausschuhe
  • Sportflasche, um in allen Positionen unter der Geburt trinken zu können
  • Düfte, die wohltuend sind, Lieblingsdüfte
  • Lippenbalsam, durchs Atmen trocknen die Lippen aus
  • Haargummi – gold wert!
  • Musik, Lieblingsmusik, Entspannungs-Cd, oder Assoziation mit etwas schönem, zb Hochzeitslied oder aus dem Yoga Kurs
  • T-Shirt, lang – in der eigenen Kleidung fühlt man sich einfach wohler
  • warme Socken (kalte Füße sind nicht förderlich unter der Geburt)
  • wenn ambulante Geburt geplant: Maxi Cosy, ein gewaschenes Outfit fürs Baby

 ♥ für Papa:

  • Jogginghose, T-Shirt (falls es, wie meistens unerwartet losgeht und er gerade von der Arbeit kommt)
  • Traubenzucker, Müsliriegel, Zuckerl – Snack zwischendurch

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