Kindergarten Eingewöhung 2.0 | Alles nochmal und doch ganz anders.

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Kindergarten Eingewöhnung: Die kleine Schwester darf nun auch hin

Da hat sie nun so viele Wochen darauf gewartet und hingefiebert, immer wieder gefragt, wann sie endlich „gross genug“ ist, um genau wie die Schwester, in den Kindergarten gehen zu  können…

Vor ein paar Wochen war es dann so weit: Am Montag ist sie schon über eine Stunde allein geblieben, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag dann 2,5 Stunden und am Freitag hat sie zu Mittag gegessen. Auf eigenen Wunsch.

Die Euphorie wurde dann etwas unsanft gedämpft. In der zweiten Woche war sie dann ständig gereizt, ungeduldig und weinerlich am Nachmittag. Sie wirkte müde und wurde zornig, wenn ihr etwas nicht sofort gelingen wollte. Im Schlaf warf sie sich umher und redete.

Eingewöhnung = Einen Schritt zurück und kurz innehalten.

STOPP. So kann es nicht sein! Auch wenn es ihr (und auch uns) schwer fiel das zu akzeptieren, und sie einige Tage bei mir daheim bleiben musste, war die „verordnete“ Pause eine gute Entscheidung. Nach nur zwei ruhigen Tagen war sie wieder die Alte und wir starten einen neuen, langsamen Versuch.

kindergarten eingewöhnung

Was ich dabei gelernt habe?

Es besteht besonders bei aufgeweckten und redegewandten Kindern die Gefahr, sie zu überschätzen. (Sie sich selber auch…)

Da kommen schnell Gedanken à la: „Warum ist sie so schlecht gelaunt?“ „Was war im Kindergarten los?“ „Mute ich ihr zuviel zu?“

Geschwisterkinder wollen mehr. Sie will groß sein und alles können / haben, das sie Schwester ihr vorlebt! Es ist gut nachvollziehbar und stimmt mich doch ein bisschen traurig. Dadurch verkürzen sich Entwicklungsphasen unfreiwillig um gefühlte Wochen.

Klare Worte fielen mir nicht schwer. Es war so deutlich zu spüren, dass es viel zu viel war so von Null auf Hundert.

Ich habe ihr einfach und verständlich am Abend gesagt, dass wir ein paar Tage Pause machen. Ab sofort geben wir im Kindergarten gemeinsam Bescheid, wann sie dabei ist. Interessanterweise wurde das sofort und ohne große Gegenwehr akzeptiert. Inzwischen ist es eine gute Lösung, dass sie an drei Tagen pro Woche von 9-13.00 in Kindergarten bleibt und auch dort mit den anderen Kindern isst.

 

 

…wir sind dann mal am Weg in den Kindergarten! #mamablog #sisters #thesetwo #mygirls #momlife #alltag

Ein von Daniela von diekleinebotin.at (@diekleinebotin) gepostetes Foto am

Wie geht es ihr jetzt?

Es macht ihr weiterhin großen Spaß, wenn sie ankommt ist sie ganz ungeduldig, endlich in die Gruppe zu kommen und sie erzählt mit leuchtenden Augen, was sie gespielt und gemacht hat. Sie singt die ersten Lieder, die sie gemeinsam singen. Diese Freude möchte ich für sie beschützen und widme einem guten Start gern ein bisschen meiner Vormittagszeit! Ich bin unglaublich dankbar und froh, dass ich es mir erlauben kann, auf dieses Bedürfnis meiner Kleinen zu reagieren. ♥

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UPDATE JULI 2017 – erneute Kindergarten Eingewöhnung nach dem Urlaub

Nun ist es also schon vorbei, das erste Jahr im Kindergarten. Sie hatte das Glück, in der Kleinkindgruppe (mit max. 16 Kindern und 3 fixen Bezugspersonen) einen guten Platz zu finden. Wie oben beschrieben, fühlte sie sich anfangs sehr wohl und nach der Umstellung auf die 3-Tage-Woche war bis weit nach Weihnachten alles super. Was sie allerdings nie wollte, war Mittags schlafen. Sie war oft so müde, dass sie am Schoß der Pädagogin beim Lesen eingeschlafen ist, aber sie legte sich nicht hin.

Für mich war die Sache klar: Ich habe sie immer um spätestens 13.00 abgeholt. Das hat meinen Tagesablauf komplett geändert, die Arbeitszeit zwischen 9 und kurz vor 13.00 war nicht sehr lang und ich musst im Endeffekt alles auf den Abend verlegen. (Aber hey, aus diesem Grund habe ich mich entschieden, selbständig zu sein: Ich möchte meinem Kind genau die Begleitung geben, die es braucht.) Wenn ich sie Mittags geholt hab, ist sie oft am Weg im Radanhänger oder im Auto eingeschlafen und war danach richtig dankbar und sichtlich erholt. Sie hat immer mit leuchtenden Augen vom Tag im Kindergarten erzählt!

Aus den 3 sind dann im Frühling 4 und manchmal sogar 5 Tage geworden. Bei schönem Wetter sind sie viel im Garten, das tat ihr wahnsinnig gut. Aber eben immer bis 13.00. Wir haben die Nachmittage gebucht und somit auch bezahlt, aber was solls. Mir ist wichig, dass es ihr gut geht!

2 steps forward, 1 step back…

Nach unserem großen Urlaub (3 Wochen) im Juni war die Rückkehr dann sichtlich schwer. Erstmalig gab es morgens Tränen und ein paar Mal habe ich sie dann auch wieder mitgenommen. Sie war mit mir zu Terminen unterwegs, war ruhig, aber gut gelaunt und hat sich bedankt, bei mir sein zu dürfen. (Mein Herz hat innerlich Purzelbäume geschlagen… es ist Rührung pur, wie ehrlich sie sich ausdrückt und ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich ihr diesen Weg ermöglichen kann!)

Inzwischen ist wieder etwas Routine eingekehrt und sie wollte freiwillig bis zu den Ferien in den Kindergarten und ist ohne große Verabschiedung in die Gruppe gelaufen!

Ich finde es so spannend, diese Veränderungen zu beobachten und zu erleben, wie gestärkt sie aus kurzen Phasen des Zweifels herausgeht!

Im Herbst wechselt sie dann in die „große Gruppe“ mit den 3-6jährigen….. Mal sehen, was der neue Abschnitt bringt!

Der Wechsel zu den „großen Kindern“ hat ihr gut getan – sie konnte viele neue Freundschaften schließen und hat nach einigen Monaten erstmals zum Geburtstag Kindergartenfreunde eingeladen.

UPDATE JUNI 2018

Nach einem Unfall im Kindergarten (ein Sprung vom Kletterhaus in den Sand), der eine Behandlung im Krankenhaus bzw. einen Gips für mehrere Wochen nach sich zog, hatten wir das Thema Kindergarten plötzlich wieder. Sie wollte von diesem Tag an nicht mehr hingehen. Die erste Woche war sie richtig „krank gemeldet“, weil sie einen Liegegips am Bein hatte. Anschliessend hätte sie einige Stunden pro Tag in ihrer gewohnten Gruppe verbringen können, hat das aber wehement abgelehnt. Sie wollte ihren Gips nicht zeigen, niemand durfte ihn sehen und das hätte sie im Kindergarten nicht verhindern können. – So erklärte sie uns ihre Entscheidung. Also blieb sie insgesamt 3 Wochen daheim und ich habe sie zu Terminen mitgenommen und sie Zeit danach eingeteilt, so gut es eben ging.

Mir erschien die Entscheidung vom ersten Tag weg richtig, denn immer wenn sie einen Grund hatte, nicht in den Kindergarten zu wollen, dann war das nachvollziehbar und wir möchten das respektieren.

Nach dem letzten Kontrolltermin im Krankenhaus und der Gips-Abnahme probierte sie vorsichtig das Auftreten auf den Fuß, zog den Schuh an und sagte strahlend: „Morgen kann ich wieder in den Kindergarten!“ Und genau so war es dann auch: Sie ging mit einem Lachen am Gesicht und voller Vorfreude in die Gruppe, drehte sich um und winkte kurz……. ♥

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Zum Thema – WEITERLESEN:

Interview mit Mama-Coach Linda:

Die eigene Haltung trägt zum Erfolg bei.

Wenn das Berufsleben oder die Lebensumstände es zulassen, ist ein Start im Tempo des Kindes sicher die stressärmste Möglichkeit um diesen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Es kann tage-, wochen- oder monatelang dauern, bis sich ein Kleinkind mit den Bedingungen / Regeln / Gegebenheiten im neuen Raum angefreundet hat.

„Als Mama muss man überzeugt sein, dass die Entscheidung, das Kind loszulassen und „abzugeben“ gut ist.“ So Linda Syllaba.*

Soziale Prozesse.

„Kinder brauchen Kinder, um zu lernen, wie Kindsein geht. Der soziale Umgang mit anderen Kindern, die Kontakte und der Erwerb der Sprache und die Förderung der Kreativität findet in Gemeinschaft statt. Kinder brauchen Erwachsene, um zu lernen, wie Erwachsen-sein geht, Verantwortung übernehmen usw. Der Umgang, das Verhalten in der Gruppe, von Alpha bis Omega, sich behaupten, mitmachen, dazugehören oder sich auch mal abzugrenzen, kann nur in der Gemeinschaft erlernt werden.“

Tränen zum Abschied.

Tränen oder ein schwerer Abschied heisst nicht, dass es dem Kind im Kindergarten nicht gefällt, ganz im Gegenteil beruhigen sich die Kleinen oft recht schnell, wenn die Mama dann weg ist. Es ist so schwer, den kleinen Schatz aufgelöst dort zu lassen! Viel reden mit dem Kind und mit ihm eine Zeit zu besprechen („vor dem Essen“ „gleich nach dem ihr im Garten wart“ „nach dem Mittagsschlaf“), wann man abholen kommt UND SICH AUCH DARAN HALTEN, kann helfen.

„Das Kind muss die Erfahrung machen, dass Mama verlässlich wieder kommt. Dann kann es vertrauen, sich entspannen und das Spiel im Kindergarten geniessen. Die Symbiose wird langsam und step-by-step gelockert, das ist ganz wichtig für die Entwicklung.“

Gefühle benennen.

Die vielen neuen Eindrücke und Gefühle dürfen auch gezeigt werden. Daheim ist dafür ein sicherer Ort und da werden sie auch an die Oberfläche treten. Hier können wir als Eltern, als Mama dann da sein und die Kinder liebevoll begleiten und ihnen helfen das neu Erlebte einzuordnen.

WOLKEN DER EMOTIONEN VORBEIZIEHEN LASSEN – Kinder zwischen 2 und 3 Jahren kennen den Unterschied zwischen „ich fühle“ und „ich bin“ noch nicht. „Wenn kleine Kinder sich traurig (…) fühlen, dann können sie nur schwer verstehen, dass sie sich nicht immer so fühlen werden.“ Helft dem Kind zu sagen: „Ich fühle mich jetzt traurig, aber ich weiss, dass es mir bald wieder besser gehen wird.“ Wichtig ist, die tatsächlichen Gefühle nicht zu verneinen, Anerkennung und Mitgefühl sind für das Kind notwendig. (…) | Auszug aus: „Achtsame Kommunikation mit Kindernir?t=wwwdiekleineb 21&l=as2&o=3&a=3867810826„, Daniel J. Siegel

Geht’s der Mama gut, geht’s den Kindern gut.

Speziell bei Mamas in der Karenzzeit mit Zweitkind fällt der Weg in den Kindergarten oft schwer, weil sie ohnehin daheim sind. Gerade in dieser Situation ist der Kindergarten für das große Kind wichtig und hat Berechtigung – auch weil die Mama die Exklusiv-Zeit mit dem Baby braucht und auf ihren Energiehaushalt achten muss.

Achtet auf Euch und begleitet Eure Kids liebevoll und ohne schlechtes Gewissen in den Kindergarten!

 

*Linda Syllaba ist Dipl. Lebensberaterin, familylab Seminarleiterin, Familien, Paar- & Elterncoach. Im Rahmen von regelmässigen Elterncoaching-Gruppen und in persönlichen Einzel-Gesprächen hilft sie weiter; auch via Skype.

 

Zum Thema – WEITERLESEN:

Fremdbetreuung von Kleinstkindern aus der Sicht der Säuglingsforschung

Die Sicherstellung einer gefahrlosen und gesunden Umgebung und die Möglichkeit der Bewegung im Freien ist eine der Grundlagen um die körperlichen Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Ebenso muss die Aufnahme von gesunder Nahrung in positiver Atmosphäre und eine sensible Begleitung in der Einschlaf- und Aufwachzeit ermöglicht werden.

Um dem Bedürfnis nach Bindung gerecht zu werden, ist es wichtig, dass sich das Kleinstkind an eine Bezugsperson in der Betreuungseinrichtung binden kann. Voraussetzung dafür ist die emotionale Verfügbarkeit und die sensible und rasche Reaktion auf die Zeichen des Kindes. Als Betreuungsschlüssel wird für Kinder unter drei Jahren ein Verhältnis von einer Betreuungsperson auf 2-3 Kleinstkinder empfohlen, um eine gute Qualität zu ermöglichen.

Kindergarten Eingewöhnung individuell

Um während der Eingewöhnung die Bindung an die Betreuungsperson vor Ort zu gewährleisten ist es notwendig, diese ausreichend lange durchzuführen. Optimal wäre eine spezielle Bezugsbetreuungsperson, die für das Kind als zusätzliche Bindungsperson zu den Eltern dienen kann. Wie lange die Eingewöhnung dauert hängt vom Kind ab. Eine entstehende Bindung zur Betreuungsperson ist daran zu erkennen, dass das Kind sich in Anwesenheit der Mutter von der Betreuungsperson füttern, wickeln, schlafen legen und bei Angst, Schmerzen oder Frustration trösten lässt.

Aus Sicht der Säuglingsforschung soll erst dann eine kurze Trennung von der Mutter ausprobiert werden, in der sie bei Bedarf erreichbar ist, und gleich zurück kommen kann, bevor das Kind in Panik ausbricht. Ideal für die Bindung an eine andere Person ist die bereits bestehende sichere Bindung an eine erste Bezugsperson wie Mutter, Vater oder Adoptiveltern. Obwohl in Ausbildungseinrichtungen für ErzieherInnen noch häufig das Gegenteil gelehrt wird, ist es für das Kind notwendig, dass die neue Bezugsperson das Kind auch mit Körperkontakt und nicht nur verbal tröstet.

Erfahrungen in der Gruppe sind wertvoll für Kinder

Erkundungen in der Kinderkripppe werden anfangs am liebsten in Begleitung der neuen Bezugsperson gemacht. Nach einer individuellen Gewöhnungsphase kann das Kind alleine auf Erkundungstour gehen und erhält die ausreichende Sicherheit, wenn die Betreuungsperson in Sichtweite ist. Besonders Erfahrungen in der Gruppe mit den anderen Kindern sind wertvoll für psychosoziale Kompetenzen, speziell für Einzelkinder.

Wenn Trennungen und Abschiede bevorstehen, etwa bei Personalwechsel oder beim Wechseln in eine andere Kinderbetreuungsgruppe soll dem Kind die Möglichkeit einer Abschiedsphase gegeben werden. Dafür ist eine frühzeitige und kindgerechte Vorbereitung notwendig.  Gefühle wie Wut, Trauer und Angst geben dem Kind im Abschiedsprozess die Möglichkeit, die Trennung zu verarbeiten. Eine gelungene Bindung und ein entsprechender Abschied erleichtern die Eingewöhnung in einer neuen Gruppe.

Quelle: Brisch, K. H. (2009): Die frühkindliche außerfamiliäre Betreuung von Säuglingen und Kleinstkindern aus der Perspektive der Säuglingsforschung.“ Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie AKJP, 142, 143-158.

Der Artikel ist online verfügbar: klick

Zum Autor des o.g. Artikels: Dr. Karl Heinz Brisch ist Leiter der Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München und Entwickler des SAFE Programmes. Mehr zum SAFE Programm hier: klick

 

PS: Tipps, wie Ihr den Start in den Kindergarten-Alltag gut begleiten könnt, gibts es HIER.

PPS: Schnelles Essen nach dem Kindergarten gesucht? Unsere Top 5 findet Ihr HIER.

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2 thoughts on “Kindergarten Eingewöhung 2.0 | Alles nochmal und doch ganz anders.

  1. Danke für den Beitrag über die Eingewöhnung in den Kindergarten. Unsere Tochter ist noch etwas zu jung, aber wir suchen gerade schon nach einem Kindergarten mit Kleinkindgruppe. Guter Hinweis, dass man selbst von der Entscheidung überzeugt sein muss, das Kind loszulassen.

  2. Vielen Dank für den Beitrag zur Eingewöhnung im Kindergarten. Mein Neffe kommt nächstes Jahr in den Kindergarten und kann es kaum erwarten. Gut zu wissen, dass man seine Kinder beobachten sollte, um sicherzugehen, dass sie mit der Eingewöhnung nicht überfordert werden.

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